Kunstwerk des Monats

Zwei romanische Konsolen

  Die beiden Sockelfiguren dürften ursprünglich Hinweis dafür gewesen sein, dass in den linken Bänken die Frauen und in den rechten die Männer ihren Platz hatten.

Ist doch der linke Kopf mit einer Haube versehen, was darauf hinweist, dass ein Mädchen bei der Eheschließung „unter die Haube“ gekommen ist. Rechts findet sich keine Kopfbedeckung, weil die Männer im Gottesdienst keine Kopfbedeckung tragen sollen.

1992 wurde bei der großen Renovierung den Köpfen eine neue Deutung zugeordnet. Propst Dr. Josef Reuter gab eine neue Interpretation vor, die der Maler Günter Krumbach umsetzte.

Die linke Figur zeigt nun einen „Ungläubigen“ und die rechte den „Gläubigen“. Der „Ungläubige“ verschließt Augen und Ohren für die frohe Botschaft, der „Gläubige“ öffnet dagegen die Augen und Ohren. Deshalb sind den Köpfen links ein Strauß mit dem Kopf im Sand und welke Zweige und rechts ein aufstrebenden Adler und Sprösslinge zugeordnet.

So werden die Bilder zur Mahnung in Bezug auf die Haltung zu Glaube und Gottesdienst. Der Glaube kommt vom Hören, während die Verschlossenheit ins Dunkle führt.  

Wolfgang Acht        

Der Schneider von Kempen - Eine Säulenkonsole im rechten Chorumgang

  Auf der rechten Seite des Chorumgangs überrascht, eine Sitzfigur an einer der Säulenkonsolen. Sie vermittelt den Eindruck, als trüge sie diese Säule.

Es ist zur Entstehungszeit des Chorumgangs nicht ungewöhnlich, dass der Baumeister oder ein leitender Steinmetz sich selbst darstellt um zu zeigen, dass er das Bauwerk gestaltetet hat.  

Die Figur im Schneidersitz erinnert an eine Legende, die von einem armen Kempener wissen will, dass dieser, weil er kein Geld für den Bau der Kirche spenden konnte, bereit war, stattdessen nach seinem Dienst in der Werkstatt, jede Nacht Bausteine auf die Gerüste schleppte, damit am nächsten Tag weitergebaut werden konnte.

So wird das Bild des Baumeisters zum Bild der ehrenamtlichen Dienste, ohne die eine Gemeinde solche Projekte nicht meistern könnte.  Hätte es diese engagierten Menschen nicht über all die Jahrhunderte gegeben, stünde das hier gezeigte „Schmuckstück“, die Kirche, gewiss nicht mehr so da. Das Bild wird zu einem kleinen „Heiligenbild“ und zum Denkmal für das „Ehrenamt“.

Möge es weiter diese engagierten Menschen in der Gemeinde geben.  

Wolfgang Acht        

Romanisches Taufbecken

Im südlichen Turmraum steht eines der ältesten sakralen Kunstwerke der Kirche, der Taufstein aus dem 12. / 13. Jahrhundert.

Das romanisch, maasländische Werk hat eine Höhe von 101 cm und eine Breite von 113 cm. Der obere Beckenteil des Taufsteins ist älter. Er hat auf fünf Säulen und einem Mittelfuß gestanden haben, worauf die runden Kapitellansätze darunter schließen lassen. Der Taufstein ist aus Namurer Blaustein (Ardennen).

Nach der Fertigstellung des nördlichen Seitenschiffes ist er wohl in die heutige Taufkapelle gesetzt worden.

Möglicherweise ist an diesem Taufstein schon Thomas von Kempen getauft worden. Die Taufe ist das erste Sakrament.

Durch die Taufe wird man nicht einfach das Mitglied einer Institution, sondern gehört zur Gemeinschaft der Gläubigen, die von Gott selbst gewollt sind und zu der er steht. Die Taufe „heiligt“, weil sie ein Geschenk Gottes an sein „Ebenbild“, der Mensch ist. Eigentlich sollte jeder Christ den Tauftag als zweiten Geburtstag feiern.  

Wolfgang Acht        

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