Dieses wohl eindrucksvollste Fenster hat Heinrich Dieckmann im Jahr 1937 entworfen. Es wird auch das „Kempener Fenster“ genannt und befindet sich im nördlichen Turmraum. Dieckmann stellt die Pfarrpatronin der Kirche als Schutzmantelmadonna dar. Interessant ist die Bildgestaltung. Das Bild des Fensters ist nicht auf das Glas gezeichnet ist, vielmehr werden die farblichen Glasstücke mit den Bleirändern zum Bild.
Maria mit dem Kind ist in der Mitte zu sehen. Vor ihrem hell leuchtenden gelben Kleid ist eine große Lilie als Symbol der Jungfräulichkeit zu sehen. Über ihr sieht man zwei Engel in roten Gewändern, die ein Tuch über sie ausbreiten. Über allem strahlt ein Stern auf. Maria wird bezeugt als „Himmelstern“.
Unter ihrem Schutzmantel sind links eine Mutter mit Kind, zwei betende Männer mit erhobenen Armen und ein junges Paar zu erkennen. Die Frau hält ihre Hände gekreuzt über der Brust. Rechts sieht man vier junge Männer und eine kniende Frau.
Zu ihren Füßen sind ein Halbmond und ein Stern erkennbar. Das ist sowohl ein Hinweis auf die „große Frau“ wie Maria als Bild für die Kirche in er Offenbarung gekennzeichnet wird;. Es weist aber auch auf das Kempener Stadtwappen hin. Deshalb sieht man im unteren Bildteil eine Stadtskizze. Auf dem Spruchband über ihr ist zu lesen: „o maria, regina coeli, patrona sis urbis tuae kempensis“ – „Maria, Königin des Himmels, sei Schutzpatronin deiner Stadt Kempen“.
Die Gemeindemitglieder schätzen das Bild sehr und zeigen es gerne den Besuchern, freuen sie sich doch, dass Maria ihre Stadt beschützt.
Wolfgang Acht
Dieses Passionsfenster befindet sich im rechten, d.h. im südlichen Turmraum. Es wurde von dem Kempener Künstler Heinrich Dieckmann entworfen (geb. im März 1890, gestorben im April 1963). Er wuchs in einem stark religiös, katholisch engagierten Elternhaus auf und war regelmäßiger Gottesdienstbesucher in der Propsteikirche.
Er gilt als Maler und Vertreter des Expressionismus in Deutschland. Er schuf vor allem sakrale Werke und gilt als Mitbegründer der modernen, sakralen Kunst. Dabei zog er Monumental-, Glas- und Wandmalerei sowie Mosaikkunst vor. Sein Gesamtwerk zählt über 1500 Werke.
Das hier gezeigte Fenster entstand in den 30er Jahren des 20. Jh. und gehört dem Zyklus der Gesätze des schmerzreichen Rosenkranzes an: „Der für uns gekreuzigt worden ist.“
Das rote (Triumph-)Kreuz steht aufrecht in der Mitte. Die Kreuzarme überspannen das ganze Fenster. Über dem Gekreuzigten ist das Schild „INRI“ (Jesus von Nazareth, König der Juden) angebracht. Der leidende Christus wird durch seine Hingabe zum Licht der Welt. Unter dem Kreuz steht die trauernde Mutter (dunkel gekleidet) mit weißem Nimbus (die Reinheit ausdrückend). Hinter ihr eine weitere Frau; diese ist in Rot gekleidet und begleitet Maria, heißt es doch in der Schrift, dass Frauen die Kreuzigung erlebt haben. Rechts neben dem Kreuz steht Johannes mit jugendlichem Gesicht, der auf den Gekreuzigten hinweist. Unter dem Kreuz kniet Maria von Magdala, die um Jesus trauert. Das rot leuchtende Kreuz wirft das Licht auf sie, so dass sie sich von Dunkelheit des unteren Bildteils absetzt. Es soll deutlich werden, dass sie Vergebung erfuhr. Sie ist beispielhaft für uns eine durch das Kreuz Erlöste. Hinter der Gruppe sind Lanzen zu erkennen. Die Soldaten selbst sind nicht zu sehen. Sie werden von den Trauernden verdeckt. Ein Berittener trägt einen grauen Mantel, wohl ein Hinweis, dass er noch nicht zum Glauben gekommen ist. Im blauen, himmlischen Licht über dem Kreuz sind drei Engel zu sehen. Sie sind Hinweis auf das Kommende, auf die Auferstehung und die Himmelfahrt des Gekreuzigten.
Wolfgang Acht
Dieses Vesperbild stand ursprünglich in der ältesten Kirche des Umfeldes von Kempen, der Kapelle St. Peter.
Es wurde 1385 im „weichen Stil“ gefertigt. Leider ist es nur fragmentarisch erhalten. Es dürfte auf dem Schoß Mariens, die hier dargestellt ist, ursprünglich der Leichnam Jesu geruht haben. Das lässt sich aus dem ungewöhnlich langen Oberkörper der Figur schließen. Das ist aber nicht gesichert, zumal das liebliche, mädchenhafte Gesicht Mariens keine Trauer zeigt. Auch die Handhaltung müsste anders sein, sie wurde jedoch bei einer Renovierung früherer Jahre verändert.
Diese Unsicherheit führte zur mehrdeutigen Benennung der Figur als „Marienklage“. Eine Pieta ist seit dem frühen 14. Jahrhundert üblich und soll zu einer stärkeren Hinwendung zum Leiden Christi und zum Schmerz der Mutter führen. Es tröstet vor allem jene, die selbst großen Schmerz erleiden, sehen sie doch in dieser Schmerzensmutter eine Mitleidende.
Maria trägt ein faltenreiches Gewand, wie es im Mittelalter von reicheren Frauen getragen wurde. Schließlich ist sie für die Gläubigen die „Mutter Gottes“, die Mutter des Messias Jesus Christus. Ein großer Schleier umhüllt ihren Kopf, so wie es im Mittelalter üblich war und lange bis in die Neuzeit hinein von Frauen in den Kirchen getragen wurde, um so Ehrfurcht vor Gott und Christus zu bekunden.
Wolfgang Acht