Kunstwerk des Monats

Christophorus

 Im Kirchenschiff unten links aufgestellt, eine Holzfigur um 1450;. Konsole mit Engel, ein Wappen tragend mit fünf Wunden Jesu, wohl jüngeren Datums.      

Der Monat November ist vom Totengedenken bestimmt, denkt man an das Fest Allerheiligen oder Allerseelen und an den Totensonntag, der in der Katholischen Kirche aber Christ-König-Sonntag heißt und der letzte Sonntag des Kirchenjahres ist.  

Christophorus wird seit dem 15. Jh. als einer der 14 Nothelfer angesehen. Die Betrachtung seines Bildes am Morgen galt als Schutz des Lebens bis zum Abend. Deshalb wird sein Bild vorwiegend im Eingangsbereich der Kirchen, ebenso an Toren, Türmen und Häusern angebracht. Er wurde auch angerufen vor gefahrvollen Unternehmungen oder Reisen. Von daher gilt er auch als Schutzpatron für Pilger, Reisende und Kraftfahrer. Vielfach findet man heute noch in vielen Autos, ja sogar auf Fahrradklingeln ein Bild von ihm.  

Wie kommt es zu diesem Brauch? Diese Darstellung gründet auf einer Legende. Sie berichtet, dass Christophorus nur dem dienen wollte, der keinem untertan ist. Viele Dienste hatte er angenommen, aber immer bemerkt, dass es noch einen gab, der größer zu sein schien als sein Herr.   Diesem Größeren wollte er allein dienen. Weil er den wahren Herrscher noch nicht gefunden hatte, begab er sich an eine Flussfurt und trug die Menschen über den Strom. Eines Tages bat ihn ein Kind, es hinüber zu tragen. Als er in den Fluss trat, wurde das Kind so schwer, dass er fragte, wen es denn trüge? Dieses sagte daraufhin: „Ich bin es, den du suchst.“ Da wurde ihm klar, endlich den gefunden zu haben, dem er sich ganz zur Verfügung stellen wollte. Nicht umsonst heißt er deshalb: Christophorus – Christusträger.  

Hier ist Christophorus als Riese in doppelter Lebensgröße dargestellt. Er durchwatet einen Fluss, was der Sockel zeigt. In den Wellen sieht man Schlangenköpfe und menschliche Figuren (es können auch sogenannte „Sirenen“ sein), die von den Wellen mitgerissen werden.  Am Gürtel trägt Christophorus eine Tasche (wohl Pilgertasche) mit Fisch und Brot und ein Messer. Bekleidet ist er mit einem offenen Rock. Das Christuskind selbst hebt die rechte Hand zum Segen und hält links die Weltkugel mit dem Kreuz.

Der Beter fühlt sich zum Christusträger, mehr aber noch zum Christuskind mit seinem Gebetsanliegen hingezogen.     

Wolfgang Acht        

Lambertuspredella

Am 17. September gedenkt die Kirche des ersten Maastrichter Bischofs Lambertus (635 – 705). Er, der das Opfer einer Blutrache wurde, war ein hoch geschätzter Mann und wurde vor allem in Belgien, aber auch am Niederrhein verehrt, so dass es im Antonius-Jakobus-Altar (Anfang des 16. Jh.) zwei große Schnitzbilder gibt, die ihm gewidmet sind.

Die Predella (so nennt man einen kunstvoll bemalten oder geschnitzten Unterbau eines [gotischen] Altars) enthält fünf Ölbilder auf Holz, die Szenen aus dem Leben dieses Bischofs zeigen.

Dieses Werk befindet sich heute in der Taufkapelle der Kirche. Es wurde dorthin gebracht, als es im 19. Jh. die Vorschrift gab, in jeden Altar einen Tabernakel und Kerzenbänke einzubauen, so dass dieses wertvolle Werk unter den großen Schnitzbildern des Altars entfernt wurde.

Folgende Bilder sind zu erkennen: Links tritt ein Bischof an den gedeckten Tisch eines vornehmen Mannes, dessen Gesicht an Kaiser Maximilian erinnert. In der Mitte wird die Ermordung des hl. Lambertus an einem Altar dargestellt. Rechts sieht man eine Kampfszene.

Darunter  sind zwei Tafeln mit Bildern, die auf die Legende des hl. Lambertus zurückzuführen sind. Ein Bischof mit Gefolge wird von Mönchen an der Klosterpforte begrüßt. Daneben ist eine Innenraumszene zu sehen, die den Bischof inmitten von schs Männern zeigt. Die Bedeutung ist im Einzelnen nicht mehr zu erschließen.

Es ist erstaunlich, wie frisch die Farben aufgrund einer Renovierung oder Konservierung noch leuchten.       

Wolfgang Acht        

Chorgestühl

Dieses spätgotische, künstlerisch hervorragende Chorgestühl aus Eiche, wurde von Johannes Gruter aus Wesel erstellt und 1493 im Chorraum aufgestellt. Weil neben der Kirche die Lateinschule stand, die heutige Burse, und dort auch viele Priester als Lehrer tätig waren sowie noch andere Vikare für die jeweiligen Altäre, von denen es 16 gab, war es erforderlich, für das  gemeinsame Gebet und die Gottesdienste, den anwesenden Priestern eine geeignete - oder sollte man  sagen angemessene  - Sitzgelegenheit zur Verfügung zu stellen. Um die Priester im Chorgebet von den umlaufenden Pilgern im Chorumgang zu trennen, gleichzeitig aber den luftigen Chorumgang und dessen Lichtfülle nicht abzuschirmen, ist ein durchbrochenes Maßwerk über dem Gestühl erstellt worden, das auch die Vertikale betont.   Heute nehmen dort der Zelebrant, die Messdiener, die Kommunionhelfer und Lektoren beim Gottesdienst Platz. So ändern sich die Zeiten.  

Aber diese „Sitzgelegenheiten“ sind nicht nur künstlerisch, sondern auch humorvoll und hintergründig gestaltet. Sind in den oberen Wangen rechts die vier lateinischen Kirchenväter und links die vier „Rheinischen Marschälle“ dargestellt, so finden sich auf den Abschlusswangen vorne acht Engelfiguren, die das Wappen der Stadt Kempen sowie die Leidenswerkzeuge Christi zeigen.   Reich gestaltet sind vor allem die Armstützen des Gestühls, die Bauern, Mönche und Tiere zeigen. Diese sind aber in verschiedenen humorvollen Posen gestaltet. Die Figuren (Drölerien genannt, französisch dróle = lustig) sind teilweise in derber Form zu sehen, so dass sie eventuell für die Chorherren sogar anstößig gewirkt haben könnten.

Die sogenannten „Miserikordien“, die als Stützsitze fungierten und den Betern bei langem Chorgebeten zur Entlastung dienten, erinnern an bekannte Sprichwörter und stellen eine augenzwinkernde Kritik an der Lebensführung und Frömmigkeit der Geistlichen dar.   Da finden sich: eine Frau, die im Kamin ein Feuer entfacht, wohl ein Hinweis, bei Hineinblasen vorsichtig zu sein, ein Bauer mit Dreschflegel, der auf Eier losschlägt, was wohl eine Satire auf das „Eierdreschen“ entlehnt ist, ein Fuchs, der mit einem Kranich den Teller teilt, was dem Kranich aber nichts mehr übrig lässt, aber eben auch ein Fuchs und Kranich, wo die Speise in einem Krug steckt, so dass nur der Kranich fressen kann und vieles mehr. Es lohnt sich, in Ruhe diese Bilder bei einem Besuch der Kirche zeigen zu lassen. Es würde hier den Rahmen sprengen, sie alle zu benennen.       Wolfgang Acht        

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