Jeweils am 9. November wird in Deutschland an die fürchterliche Pogromnacht 1938 erinnert. Dazu passt die zur Erinnerung an die Zerstörung im 2. Weltkrieg (2. März 1945) angebrachte Gedenktafel.
Sie ist gestaltet mit kleinen Figuren aus der neugotischen Wiethase-Kanzel, die bei der Bombardierung der Kirche zerstört wurde. Erstellt wurde die Tafel 2010 vom Architekten Thomas Dewey (Viersen-Dülken), die Idee hatte Propst Dr. Thomas Eicker.
Die zerstörte Kanzel wurde nach einem Entwurf Heinrich Wiethase 1858 angefertigt. 60 Jahre nach der Zerstörung wurden sechs kleine Figuren zurück gegeben, die ein Kempener nach dem Krieg mit nach Australien genommen hatte.
Die Figuren sind auf drei Ebenen gesetzt. Oben links sieht man Mose und rechts den Evangelisten Johannes. Auf der Kanzel waren sie am Sockel aufgestellt. Dazwischen ein Hörender, der bezeugt, dass er die Botschaft der Schrift aufnehmen will. Unten sitzt eine Teufelsgestalt.
Die Schriftzitate in hebräischen Buchstaben in der Mitte, beinhalten die Weisung Mose an das Volk, die Gebote zu beherzigen: “Höre, Israel, die Gesetze und Rechtsnormen, die ich euch heute vortrage. Ihr sollt sie lernen, auf sie achten und sie halten“ (Dtn. 5,1) Ein Zitat also aus dem Ersten Testament
Das griechische Zitat stammt aus dem Johannesevangelium: „“Das ist mein Gebot: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe“ (Joh 15,12). Diese Stelle stammt also aus dem Zweiten Testament.
Im Hintergrund sieht man das leicht verschwommen Bild der ehemaligen neugotischen Kanzel.
Wolfgang Acht
Das Fresko stellt die wichtigsten Heiligen des Franziskusordens dar. Es beginnt links mit dem heiligen Franziskus, dessen Fest am 4. Oktober gefeiert wird. Er ist mit dem Kreuz dargestellt, war er doch ein tiefer Verehrer des Gekreuzigten. Deshalb ist er auch mit den Christuswunden an Händen und Füßen und an der Brust dargestellt. Er soll diese durch Christus selbst auf dem Berg Verna erhalten haben.
Neben ihm ist die Heilige Clara von Assisi zu sehen. Schon in jungen Jahren hat sie sich von Franziskus in den Orden aufnehmen lassen und später den weiblichen Zweig des Ordens im Auftrag des Franziskus begründet. Sie lebte mit den Schwestern das Armutsideal, das Jesus von seinen Jüngern gefordert hatte. Das Kloster lag außerhalb der Stadtmauer (San Damiano mit dem Kreuz, das zu Franziskus gesprochen haben soll). Sie trägt auch eine Monstranz, soll sie doch mit dieser bewirkt haben, dass fremde Truppen die Stadt nicht eroberten und geplünderten.
Neben ihr steht mit bischöflichen Attributen Bonaventura. Er wurde mit 35 Jahren zum siebten Nachfolger des Franziskus in der Ordensleitung, bis er mit 52 Jahren zum Bischof und Kardinal von Albano wurde und auch in Rom großen Einfluss genoss. Er bekleidete dieses Amt allerdings nur ein Jahr bevor er mit 53 Jahren starb. Er war ein bedeutender Theologe und Kirchenlehrer. Bis heute bestimmt er noch die theologische Diskussion. Das Buch trägt er wegen der vielen Schriften, die er verfasst hat.
Im Fresko darf die heilige Elisabeth von Thüringen nicht fehlen. Sie wird bei der Bekleidung eines Armen gezeigt, hat sie doch schon als Markgräfin auf der Burg Wartburg Sorge getragen für die Armen und bei einer drohenden Hungersnot die Vorräte der Burghöfe verteilen lassen. Nach dem Tod ihres Mannes bei einem Feldzug wurde sie von der Wartburg vertrieben und siedelte nach Marburg über, wo sie als Mitglied des dritten Ordens des heiligen Franziskus ein Hospiz gründete, wo sie selbst mitarbeitete, bis sie erschöpft vom Fasten und der harten Arbeit schon mit 24 Jahre starb. Ihr Grab und ein kostbarer Schrein befinden sich in der wunderschönen gotischen Hallenkirche Marburgs.
Auch Antonius von Padua bleibt ein beliebter Heiliger. Auch er hat alles gegeben, so dass er schon mit 36 Jahren starb. Unermüdlich setzte er sich für die Nachfolge Christi ein, die er selbst glaubwürdig lebte. Deshalb ist er mit der heiligen Schrift gezeigt. Papst Innozenz III. soll ihn eine „lebendige Bibel“ genannt haben.
Ganz rechts steht Bernhard von Siena mit offenem Buch und einer Monstranz mit den Buchstaben IHS (Anfangsbuchstaben des griechischen Namens Jesus). Auch er lebte für die Nachfolge Jesu, was die Monstranz zeigt. In der linken Hand hält er ein offenes Buch, in dem man liest: „Ich habe ihnen deinen Namen geoffenbart!“ und rechts ein Bildhinweis: ‚Completum est hoc opus anno 1453 (vollendet ist dieses Werk im Jahre 1453), was auf die Entstehung des Freskos verweist, aber ebenso ein Hinweis auf die Vollendung des Chorumgangs sein kann.
Vor Bernhard kniet der Stifter des Bildes, Johannes Brugmann, der selbst ein Kempener war. Er war Zeitgenosse des Thomas von Kempen. Später wurde er Prior der Kölner Franziskanerprovinz. Er stifte dieses Fresko seiner Heimat- und Taufkirche.
Wolfgang Acht
An der Spitze dieses Altars im südlichen Seitenschiff, eine brabantische Arbeit vor 1525 - wohl auch aus Antwerpen - befindet sich die Figur des heiligen Michael. Er wird als Drachentöter und damit als Kämpfer gezeigt gegen alle , die Gott nicht die Ehre und Verehrung zuteil werden lassen, die ihm gebührt. Manchmal wird deshalb der Altar auch Michaelisaltar genannt. Eingebürgert hat sich jedoch inzwischen die Bezeichnung Kreuzaltar aufgrund des Zentralbildes im Mittelschreins.
Michael, dessen Namen Programm ist: „Wer ist wie Gott?“ Das "El" in seinem Namen weist ihn als einen Gottesboten auf, ist doch "El" ein alter Gottesname. Der Erzengel wurde zum Kultbild, weil er als der Hüter der Gerechtigkeit, Beschützer der Kirche Christi, Fürst der Seelen, Vertrauter Gottes gilt, der die Weisungen Gottes an die Menschen weitergibt und sie immer an Gott, den Einzigen und Größten erinnert.
Er wurde auch zum Anlass für Legenden. So soll er Hirten auf dem Monte Sant’Angelo in Apulien erschienen sein, so dass sich seine Verehrung im Abendland ausbreitete. Man findet eine Darstellung des kämpfenden Engels auf der Engelsburg. Er soll die Pestkatastrophe in der Stadt eingedämmt und beendet haben.
Die Kirche gedenkt seiner, zusammen mit den Erzengeln Raphael (Raphael = „Gott heilt“) und Gabriel (Gabriel = „Die Macht Gottes“) beim Engelfest am 29. September. Das Datum verbindet sich mit der Weihe der Michaelskirche in Rom, die Papst Leo I. im 5. Jh. vorgenommen hat. Er verband damit die Bitte, der Erzengel möge Schutz für die Kirche sein in allen Wirren der Zeit.
Wolfgang Acht