Kunstwerk des Monats

Der Schneider von Kempen - Eine Säulenkonsole im rechten Chorumgang

  Auf der rechten Seite des Chorumgangs überrascht, eine Sitzfigur an einer der Säulenkonsolen. Sie vermittelt den Eindruck, als trüge sie diese Säule.

Es ist zur Entstehungszeit des Chorumgangs nicht ungewöhnlich, dass der Baumeister oder ein leitender Steinmetz sich selbst darstellt um zu zeigen, dass er das Bauwerk gestaltetet hat.  

Die Figur im Schneidersitz erinnert an eine Legende, die von einem armen Kempener wissen will, dass dieser, weil er kein Geld für den Bau der Kirche spenden konnte, bereit war, stattdessen nach seinem Dienst in der Werkstatt, jede Nacht Bausteine auf die Gerüste schleppte, damit am nächsten Tag weitergebaut werden konnte.

So wird das Bild des Baumeisters zum Bild der ehrenamtlichen Dienste, ohne die eine Gemeinde solche Projekte nicht meistern könnte.  Hätte es diese engagierten Menschen nicht über all die Jahrhunderte gegeben, stünde das hier gezeigte „Schmuckstück“, die Kirche, gewiss nicht mehr so da. Das Bild wird zu einem kleinen „Heiligenbild“ und zum Denkmal für das „Ehrenamt“.

Möge es weiter diese engagierten Menschen in der Gemeinde geben.  

Wolfgang Acht        

Romanisches Taufbecken

Im südlichen Turmraum steht eines der ältesten sakralen Kunstwerke der Kirche, der Taufstein aus dem 12. / 13. Jahrhundert.

Das romanisch, maasländische Werk hat eine Höhe von 101 cm und eine Breite von 113 cm. Der obere Beckenteil des Taufsteins ist älter. Er hat auf fünf Säulen und einem Mittelfuß gestanden haben, worauf die runden Kapitellansätze darunter schließen lassen. Der Taufstein ist aus Namurer Blaustein (Ardennen).

Nach der Fertigstellung des nördlichen Seitenschiffes ist er wohl in die heutige Taufkapelle gesetzt worden.

Möglicherweise ist an diesem Taufstein schon Thomas von Kempen getauft worden. Die Taufe ist das erste Sakrament.

Durch die Taufe wird man nicht einfach das Mitglied einer Institution, sondern gehört zur Gemeinschaft der Gläubigen, die von Gott selbst gewollt sind und zu der er steht. Die Taufe „heiligt“, weil sie ein Geschenk Gottes an sein „Ebenbild“, der Mensch ist. Eigentlich sollte jeder Christ den Tauftag als zweiten Geburtstag feiern.  

Wolfgang Acht        

Verkündigungsbild auf der Rückwand des Annenaltars

 Zur Advents- und Weihnachtszeit lohnt sich ein Blick auf die Rückwand des Annenaltars im Hochchor, die leider nur vom Chorumgang oder direkt hinter dem Altar zu sehen ist.

Hier zeigen wir von den sieben Bildern nur die Verkündigungsszene. Maria kniet auf einer Betbank in einem gut ausgestatteten Wohnraum und wird von einem Engel mit wallendem Gewand aufgesucht. Der verkündet ihr, dass Gott sie auserwählt hat, durch Gottes Geist ein besonderes Kind empfangen zu können, den „Sohn des  Höchsten“ (Lk 1, 32).

Der himmlische Bote ist durch den offenen Torbogen gekommen, durch den eine Landschaft mit einem Turm erkennbar ist, vielleicht ein Hinweis auf eine Anrufung der „Lauretanischen Litanei“, in der Maria als „Turm Davids“ bezeichnet wird.  Ihre Jungfräulichkeit wird durch die Vase mit den Lilien symbolisiert, sind doch Lilien ein Zeichen für Unberührtheit. Das Buch auf dem Betstuhl weist Maria als Schriftleserin aus, denn in den heiligen Schriften finden sich viele verheißende Aussagen über den kommenden Messias.

Die Körperhaltung Mariens lässt ihre Überraschung erkennen. Die Botschaft des Engels irritiert sie, so dass sie fragt: „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ (Lk 1, 34). Der Engel antwortet: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten“ (Lk 1, 35). Als Zeichen für das Wirken des Geistes, ist über Maria eine schwebende Taube (Symbol des Heiligen Geistes) zu sehen. Maria, so lesen wir es in der Schrift, sagt zu ihrer Berufung ein deutliches Ja: „Ich bin die Magd des Herrn; mit mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1, 38).

Der Raum wird von fünf Säulen bestimmt. Nach Spekulationen der Pythagoräer ist die fünf ein Zeichen für Vermählung.  Der schriftkundige Betrachter assoziiert den Zusammenhang zum Gleichnis der fünf klugen und törichten Jungfrauen, die ihrerseits auf den Bräutigam warten (Mt 25, 1 – 13).

 

Wolfgang Acht        

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