Kunstwerk des Monats

Die Propsteikirche

Über einige Jahre gehörte das Baugerüst zum Bild beim Blick auf die Propsteikirche dazu. Vor fünf Jahren hatte die umfangreiche Sanierung der Fassade des Kempener Denkmals im Herzen der Altstadt begonnen, die in mehreren Abschnitten umgesetzt wurde. Nun sind die Arbeiten mittlerweile erfolgreich abgeschlossen.

Anlass, die Kirche als Gebäude noch einmal in den Blick zu nehmen.

Nach dem Kempener Vikar und Chronisten Johannes Wilmius (1584 – 1655) wurde der Grundstein für die steingemauerte Kirche um das Jahr 1200 gelegt. Die romanische Kirche war eine "kleine" dreischiffige romanische Kirche. Sie war schon ganz passabel, steht doch der Mittelteil und der Turm heute noch imposant im Stadtbild. Im 14. Jh. kam der Chorumgang dazu und Ende 1490 waren auch die beiden Seitenschiffe angebaut, einschließlich der Marienkapelle für das Gnaden- und Wallfahrtsbild. Die Kirche steht im Mittelpunkt der Stadt. Die farbliche Fassung entspricht der romanischen Stilepoche. Generationen haben an dieser Kirche gebaut, sie gepflegt, genutzt und oft renoviert.  

 

Die Erweiterung konnte aufgrund der gotischen Architektur und deren Grundidee vom aufstrebenden Raum mit großen Fenstern erfolgen. Den zwölf romanischen Säulen des Mittelschiffs wurde der Chorraum mit acht Säulen und ein Chorumgang zwischen 1440 und 1471 hinzugefügt.

Umfangreiche Restaurations – und Sanierungsarbeiten erfuhr die Kirche St. Mariae Geburt dann in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Am 2. März 1945 wurde die Kirche bei einem Bombenangriff kurz vor Kriegsende bis auf den Chorraum schwer beschädigt. Die kostbaren Kunstwerke und Altäre waren ausgelagert bzw. eingehaust worden, sodass sie erhalten blieben.

Die vorletzte grundlegende Sanierung der Kirche erfolgte in den Jahren 1981 – 1993. Im Rahmen dieser Sanierung ist auch der rote Farbanstrich aufgetragen worden.

 

Dank sei allen gesagt, die sich für die Sanierung eingesetzt und diese unterstützt haben. Denn ohne die große Unterstützung von zahlreichen Freudinnen und Freunden der Propsteikirche wäre diese Maßnahme nicht umsetzbar gewesen.

Türknauf - Das gebundene Einhorn

Diese eigenartige Figur, die als Türknopf genutzt wird, wurde erst bei der Großrenovierung der Kirche in den 90er Jahren des 20. Jh. erstellt.

Die Türe wurde erst eingebaut, als der äußere Eingang zur Michaelskapelle an der Südseite geschlossen wurde. An der „neuen“ Sakristeitüre befindet sich dieser Knauf mit der Darstellung eines gefesselten Einhorns.

Das Einhorn ist ein Fabelwesen von Pferde- oder Ziegengestalt mit einem geraden Horn auf der Stirnmitte. Es gilt als das edelste aller Fabeltiere und ist das Symbol für das Gute, aber auch Zeichen der Jungfräulichkeit und damit auch für Maria, der Patronin der Kirche. Ebenso symbolisiert es Christus, weisen doch die Fesseln an den Beinen auf den Gekreuzigten, das „Lamm Gottes“ hin. 

Schon im Alten Testament wird auf ein wildes Tier verwiesen (Num 23,22, Psalm 22,22). Als der hebräische Text im dritten Jahrhundert ins Griechische übertragen wurde, wurde das Wort Wildtier oder Büffel mit Einhorn übersetzt. Ursache für den Irrtum waren vielleicht babylonische Reliefs und Wandmalereien. Noch bis ins 18. Jahrhundert war die Auffassung verbreitet, Einhörner würden in der Bibel erwähnt.

 Deshalb wird das Einhorn auch in der bildenden Kunst vielfach verwendet. Die vermutlich älteste Darstellung findet sich in der christlichen Kunst in einem Stundenbuch (Brevier) aus dem 12. Jahrhundert (Kloster Einsiedeln - Schweiz). Dort zeigt eine Miniaturmalerei eine Verkündigungsszene mit Maria, die in ihrem Schoß das Einhorn beschützt. Das Einhorn-Motiv ist auch in Altarbildern zu finden (z. B. Altar im Erfurter Dom 15. Jh.) oder in der Bildhauerei, z. B. im Einhornbrunnen von Prof. Geibel von 1960 in Darmstadt.

Wolfgang Acht

Sakramentsbild im Turmraum

Auf diesem dunklen Bild sieht man über einer Monstranz zwei schwebende Engel, die ein Schriftband halten mit der Aufschrift: BENEDICTUM SIXT S.S. SACRAMENTUM ALTARIS (= „Gepriesen sei das Allerheiligste Sakrament des Altares“).

Ein weiterer lateinischer Text in der unteren Hälfte gibt Auskunft über Alter, Zweck und Herkunft des Bildes. Es wurde 1630 von Johannes Gelnius aus Kempen, der Generalvikar in Köln und Dechant des Stiftes St. Apostel und Kapitular Vikar war, gestiftet. Es stellt die Bedeutung des eucharistischen Brotes vor Augen, in dem sich Christus leibhaftig verschenken will.

Die Verehrung des eucharistischen Brotes gewann erst seit dem 13. Jh. an Bedeutung. Dazu gab es eigene sogenannte Anbetungsandachten. In vielen großen Kathedralen wird bis heute immer in einer der Kapellen eine Monstranz mit dem eucharistischen Brot zum stillen Gebet aufgestellt.

Wolfgang Acht

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