Kunstwerk des Monats

Die Engelfiguren neben dem Gnadenbild

Die Kirche feiert jedes Jahr am 29. September das Fest der Erzengel Michael, Gabriel und Rafael. Nur drei Tage später, am 2 Oktober  ist dann das Schutzengelfest.

In den Präfationen der Messe heißt es: „Darum preisen wir dich mit allen Chören der Engel und singen vereint mit ihnen das Lob deiner Herrlichkeit“. In der Schrift finden sich viele Beispiele für die Engel als Boten Gottes. Engel sind keine selbständigen, mit eigener Macht ausgestatteten Wesen, sondern handeln immer im Auftrag Gottes, sind also Ausdruck seines Wirkens. Deshalb sind auch ihre Namen auf Gott bezogenen, was die letzte Silbe der Namen zeigt: „El“ ein alttestamentlicher Gottesname. Deshalb also Gabri-El „Macht Gottes“, Rafa-El „Gott heilt“, Micha-El „Wer ist wie Gott?“ In den Kirchen, besonders aus der Barockzeit, finden sich viele Engeldarstellungen.

Rechts und links neben  dem Kempener Wallfahrtsbild der thronenden Madonna  ist ein Leuchterengelpaar aus dem 15. Jh. zu sehen (ein weiteres steht in der Sakristei der Kirche). Sie tragen achteckige Leuchter mit einem  Zinnenkranz, der als Tropfschale dient. Sie haben langes, lockiges Haar und sind mit Alben und Chormänteln bekleidet. Hier sind sie dem Gnadenbild zugeordnet und betonen damit die Bedeutung des marianischen Gnadenbildes. Bei den früheren Prozessionen mit dem Gnadenbild durch die Stadt wurden auch sie mitgetragen.

 

Wolfgang Acht

Die Marienverehrer in der Marienkapelle

Im August denkt die Kirche an zwei bedeutende Ordengründer, an Dominikus und Bernhard von Clairvaux.

Dominikus hat einen Rosenkranz in der Hand, weil man ihn als Schöpfer des Rosenkranzgebetes ansieht. Zu Füßen Bernhard von Clairvaux ist ein Wappen zu sehen.

Beide Heilige waren große Verehrer Mariens. Sie haben großartige Texte zur Stellung Mariens im Heilsplan geschrieben.

Mit ihnen sind Bernadette von Lourdes und Hermann-Josef von Steinfeld dargestellt. Mit der linken Hand weist Bernadette auf das unter ihr stehende Gnadenbild hin. Hermann-Josef, in Köln geboren und später in Steinfeld als Ordensmann lebend, hat einen Apfel in der linken Hand. Als Kind soll er bei seinen regelmäßigen kurzen Besuchen in der Kirche Maria im Kapitol einmal Maria einen Apfel für das Kind angeboten haben.

Diese, so heißt es, nahm ihn an. Bis heute ist es deshalb Brauch, an der alten Marienstatue einen frischen Apfel abzulegen. 

Unter den Heiligen sind Anrufungen aus der lauretanischen Litanei mit Anrufungen an die Gottesmutter zu lesen. Sie entstand im Mittelalter und ist erstmals 1531 im italienischen Wallfahrtsort Loreto belegt.

Die hier wiedergegebenen Anrufungen unter den Darstellungen lauten: Bei Bernhard „Zuflucht der Sünder“, bei Bernadette „Heil der Kranken“, bei Dominikus „Hilfe der Christen“ und bei Hermann-Josef „Mutter der Gnade“. 

Dieses Fenster wurde 1937 von Prof. Heinrich Dieckmann, selbst ein Kempener, entworfen.

 

Wolfgang Acht

Joachim und Anna auf der Rückseite des Annenaltars

  Das untere Bild auf der Rückseite des Annenaltars stellt die „heilige Sippe“ dar.

In der Mitte sitzt die heilige Anna vor ihren drei Männern Joachim, Kleophas und Salomas. Neben ihr sieht man Maria mit dem Jesuskind, begleitet von Josef aus dem Stamm Davids.   Maria ist mit einem blauen Purpurgewand und einem weißen Schleier bekleidet, der sie als Jungfrau kennzeichnet. Anna trägt ebenfalls ein kostbares Gewand. Auf ihrem Schoß liegt ein geschlossenes Buch, ein Hinweis dafür, dass sie Maria in die heilige Schrift einwies. So lernte Maria die Heilsgeschichte Gottes verstehen. Dem Jesuskind reicht Anna einen roten Granatapfel, Symbol der Liebe und des Blutes, damit also von Leben und Tod. Hier klingt schon das kommende Leid an, dass Jesu bevorsteht.      

Im Mittelpunkt steht also Jesus, der Sohn Gottes, der in eine menschliche Familie hineingeboren wurde. Der Schöpfer der Welt macht sich in ihm klein für uns und wird Mensch unter den Menschen.      

Links und rechts sind die beiden weiteren Töchter Annas mit ihren Männern Alphäus und Zebedäus mit deren vier bzw. zwei Kindern zu sehen: Jakobus der Jüngere, Joseph genannt Justus, Simon und Judas Thaddäus (links) sowie Jakobus der Ältere und Johannes (rechts). Zwei Kinder links tragen Mönchsgewänder, was sie als spätere Jesusjünger deutet. Ein Kind interessiert sich für das aufgeschlagene Buch im Schoß der Mutter, das andere hat eine Keule in der Hand, wohl Judas Thaddäus, was auf seinen späteren Martyrertod hinweist. Ein Kind im rechten Teil des Bildes ist nackt. Es dürfte Jakobus der Ältere gemeint sein, der als erster der Apostel unter Herodes den Märtyrertod erlitt. Das andere mit Mönchskutte, wohl Johannes der Evangelist, trägt einen Giftkelch. Der verweist auf den später fehlgeschlagenen Versuch, ihn zu vergiften. Beide Töchter der Anna haben einen gelben Apfel in der Hand und tragen kostbare Gewänder.      

An Joachim und Anna wird im Jahreskalender der Kirche am 26. Juli des Jahres gedacht.      

1514 wurde an diesem Festtag der Annenaltar in der nördlichen Turmkapelle aufgestellt, der 1850 nach der großen Renovierung in den Chorraum der Kirche gesetzt wurde.          

Wolfgang Acht        

Sippe Jesu Rückseite Annenaltar 1
Sippe Jesu Rückseite Annenaltar 2

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