Das Alter des Kreuzes ist nicht bekannt, allerdings dürfte es im 18. Jahrhundert entstanden sein. Das Kreuz hat einen hölzernen Kern, der mit Silberblech becshalgen und getriebenen Medaillons verziert ist.
Die Vorderseite:
Der Längsbalken des Kreuzes ist 62 cm, der Querbalken 32,5 cm lang. An der Unterseite des Kreuzes befindet sich ein runder Knauf mit einem Durchmesser von 8cm. Der Korpus selber ist 15cm lang, seine Arme spannen 14 cm auf. Der wohl später angefertigte Kreuzstab ist 170 cm lang. Über dem Querbalken ist die Kreuztafel auf einer Art Blattwerk mit dem Kennzeichen INRI eingefügt. Die Kreuzbalken enden in mit kleinen Kugeln verzierten Dreipassenden. Diese Art der Fertigung ist sehr typisch für das kölner Bistum und damit auch passend für St. Marien, gehörte doch die Pfarre ursprünglich dem Kölner Bistum an.
Angebracht an den Kreuzenden, zeigen Medaillons Bilder des leidenden Jesus:
Oben befindet sich Jesus mit Geißel, Rute und Stab und Dornenkrone. Er trägt einen Strahlennimbus.
Unten trägt Jesus das Kreuz.
Rechts ist Jesus an die Geißelsäule gebunden dargestellt.
Links ist er (hier ebenfalls mit Strahlenkranznimbus) als der Spottkönig mit einem Mantel bekleidet zu sehen. Er trägt einen Stab, der wie ein Zepter wirken sollte.
Die Medaillons zeigen die Leidensstationen vor der Kreuzigung und so das furchtbare Leid, das man Jesus antat.

Rückseite
In der Mitte des Längs- und Querbalkens war eine Reliquienkapsel eingelassen, die verloren gegangen ist. Möglicherweise enthielt sie eine Kreuzreliquie, um diesem Kreuz eine berührbare Nähe zum Gekreuzigten zu verleihen.
Die Medaillons selbst zeigen die vier Evangelisten und ihre Attribute:
Oben: Markus mit dem Löwen.
Unten: Lukas mit dem Stier.
Links: Johannes mit dem Adler.
Rechts: Matthäus mit dem Engel.
Die Evangelisten tragen ein Buch, eine Schreibfeder in der Hand und vor sich ein Tintengefäß, was sie als Autoren der Evangelien markiert. Beim Evangelisten Matthäus scheint der Engel (sein Attribut) das Tintengefäß zu halten.
Die Evangelisten sind die Zeugen des Lebens, Wirkens, Leidens und des Todes Jesu. Sie sind mit ihren Evangelien dem Auftrag Jesu gefolgt, alles weiterzugeben, was er ihnen auftrug und was sein Leben ausmachte.
Wolfgang Acht
Dieses hölzerne Vesperbild schmückte ursprünglich ein heute nicht mehr existierendes Heiligenhäuschen in Unterweiden, einem Ortsteil von Kempen. Es dürfte um 1700 entstanden sein und wurde 1981 in mühevoller Kleinarbeit restauriert. Man entfernte spätere Übermalungen und brachte so das Bild in den alten Zustand, wodurch die Oberfläche jetzt gefleckt wirkt.
Maria hat ihren Kopf zur linken Seite geneigt und schaut so ihren toten Sohn, der auf ihrem rechten Knie liegt, nicht an. Ebenso ist der Blick auch nicht auf den Betrachter bzw. Beter gerichtet. Ihre rechte Hand hält sie fast flehend in die Höhe und die linke zeigt mit dem Zeigefinger auf den Betrachter. So gewinnt man den Eindruck, als wolle sie den Betrachter bitten, ihren Schmerz zu teilen und als würde Sie den Leichnam ihres Sohnes mit der Bitte um ein Mittragen anbieten. Der kraftvolle Leichnam des Sohnes liegt auf dem rechten Knie Mariens. Sein Kopf ist zur Seite gesenkt.
Das Bild entspricht der Tradition der Vesperbilder. Es soll den Schmerz der Gottesmutter über den Tod ihres Sohnes ausdrücken und den Betrachter dazu einladen, den Schmerz der Mutter zu teilen. Auch ist es ein Trostbild, weil der Beter hoffen darf, dass Maria seinen Schmerz und seine Not solidarisch mitträgt.
Wolfgang Acht

Die Rosenkranzfenster des schmerzhaften Rosenkranzes in den beiden Turmkapellen in der linken Turmkapelle wurden von Prof. Heinrich Dieckmann, einem Kempener, der in Trier lebte und arbeitete, von 1934 – 1937 geschaffen. Sie unterscheiden sich von den neugotischen Fenstern dadurch, dass die Gläser nicht einzeln bemalt sind, sondern in Flächen strukturiert farbig gestaltet werden. Eindrucksvoll ist dabei die Farbsymbolik, die hier nicht im Einzelnen beleuchtet werden kann.
Im Folgenden wird das Westfenster, das eine Kreuzigung darstellt, näher beschrieben:
Das rote Kreuz, ein Triumphkreuz, steht aufrecht in der Mitte und überspannt die ganze Fensterfläche. Darüber schweben im blauen Licht drei Engel. Der Körper des Gekreuzigten strahlt trotz des qualvollen Todes hell auf, ist er doch durch seine Hingabe aus Liebe das „Licht der Welt“ geworden. Unter dem Kreuz steht links, dunkel gekleidet, die Mutter mit weißem Heiligenschein (Symbol der Reinheit) und rechts der Lieblingsjünger mit jugendlichem Gesicht. Er zeigt auf den Gekreuzigten. Diese Geste erinnert an das Schriftwort: „Dieser Jünger ist es, der all das bezeugt und der es aufgeschrieben hat; und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist“ (Joh 21, 24). Unter dem Kreuz kniet Maria von Magdala mit einem rosanen Gewand (Rosa ist die Farbe der Sünde). Maria von Magdala wird als Sünderin dargestellt, die aber von Jesus Versöhnung erfuhr.
Die Lanzen gehören zu den wachhabenden Soldaten, die hier aber von der Trauergruppe verdrängt werden. Rechts sieht man den berittenen Hauptmann mit erhobener Hand, der gesagt haben soll: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn“ (Mk 15,39).
