Kunstwerk des Monats

Die heilige Barbara im Chorumgang

Diese Figur aus dem 18. Jh. wurde für eine Kirche in Bayern erworben.

Sie hält das für sie kennzeichnende Attribut, den Turm. Ansonsten ist sie in ein einfaches Kleid gehüllt. Den Mantel hat sie lose um die Hüften gewunden.

Der Legende nach lebte die Tochter des reichen griechischen Kaufmanns Dioskoros in Nikomedia, dem heutigen Izmir, in der Türkei. Im Jahr 306 starb sie den Märtyrertod. Viele Erzählungen ranken sich um Barbara: So soll sie von ihrem heidnischen Vater in einen Turm eingeschlossen worden sein, weil er auf seine bildschöne junge Tochter eifersüchtig war und eine Heirat verhindern wollte. Während der Vater auf Reisen war, ließ Barbara sich dennoch heimlich taufen. Der Vater führte sie daraufhin dem Stadthalter zu, der die Christen verfolgte und deshalb auch das Todesurteil sprach.

Wie Katharina und Margareta gehört Barbara zu den sogenannten „drei heiligen Madeln“, die besonders im Mittelalter verehrt wurden und zu den 14 Nothelfern gezählt wurden. Bei diesen handelt es sich um vierzehn Heilige aus dem zweiten bis vierten Jahrhundert. Es sind drei weibliche und elf männliche Heilige, von denen bis auf den hl. Ägidius alle als Märtyrer starben. In der katholischen Kirche werden sie als Schutzpatrone angerufen, in der evangelischen Kirche gelten sie als Vorbilder im Glauben.

Um die Person der heiligen Barbara entwickelte sich ein reiches Brauchtum,

zum Beispiel das Schneiden der Barbara-Zweige an ihrem Gedenktag

(4. Dezember), denn an Weihnachten die Zweige erblühen sollen. Weiterhin wurde sie die Patronin der Bergleute, die beim Einstieg in den Stollen das „Barbara-Licht“ anzünden.

Barbara ist eine der populärsten Heiligen. In vielen Kalendern ist der 4. Dezember als Namensfest der heiligen Barbara besonders ausgewiesen. Gärtnereien und Blumengeschäfte profitieren vom Brauchtum des Barbaratags. Allerdings ist die historische Existenz der Heiligen relativ unsicher. Was Legende oder was als real anzusehen ist, lässt sich kaum trennen. Historisch ist nur die Verehrung Barbaras als Märtyrerin nachweisbar.

 

Wolfgang Acht

Märtyrerin im Chorumgang

 

Die hier gezeigte Figur aus Lindenholz steht hinter dem Annenaltar links im Chorumgang der Kirche. Sie stammt aus dem 18. Jh. und gehörte vielleicht einmal zum (Katharina)Altar, der bis Mitte des 19. Jh. an der Stirnwand des nördlichen Seitenschiffes stand, wo heute der Jakobus-Antonius-Altar steht. 1959 wurde die Figur restauriert und von späteren Übermalungen befreit. Stilistisch erinnert sie an die Altarfigur der heiligen Katharina in der Paterskirche.

Sie trägt ein wie ein Brustpanzer wirkendes geschnürtes Mieder über ihrem Kleid. Um die Schultern ist ein weißer Mantel mit breiter Hermelinborte gelegt. So wirkt die Figur raumgreifend und bewegt.

 

Ob es sich um die hl. Katharina handeln könnte, ist nicht sicher, weil bei ihr die eindeutigen Attribute (Rad und Schwert) nicht vorkommen, im Gegensatz zu einem Palmzweig, den sie in ihrer Hand hält, der sie als Märtyrerin kennzeichnet. Die Figur wird in Kempen dennoch als Katharina bezeichnet und vereehrt. 

 

Wolfgang Acht

Bruno von Köln

Das Fensterdetail wurde für Oktober gewählt, weil es Bruno, den Ordensgründer der Kartäuser, zeigt, dessen Gedenktag die Kirche am 11. Oktober feiert.

Man hat sein Bild in die Reihe von Glaubenszeugen eingefügt. Des weiteren sind dort Gereon, Victor von Xanten, Severin, Bonifatius, Ludger, Norbert, vertreten, bei welchen es sich um heilige Glaubenszeugen, die besonders im Rheinland verehrt werden, handelt. Natürlich findet sich in diesem Fenster auch das Bild des Thomas von Kempen. Auch einige Zeugen des 20. Jh., die dem Nationalsozialismus widerstanden haben und dafür den Tod fanden, z. B. Erich Klausener, Alfred Delp, aber auch Clemens August Kardinal von Galen, den man wegen seiner Predigten gegen die Euthanasie den „Löwen von Münster“ nannte, sind dort vertreten. Er starb im März 1946, kurz nach der Erhebung zum Kardinal. Kardinal Clemens August von Galen wurde am 9. Oktober 2005 im Petersdom selig gesprochen.

Der heilige Bruno wurde um 1030 in Köln geboren und übernahm 1057 die Domschule in Reims/ Frankreich, wo er auch studiert hatte. Über 20 Jahre unterrichtete er und verhalf der Schule zu großem Ansehen. 1083 legte er seine Ämter nieder und verließ Reims, nachdem er die Wahl zum Bischof von Reims abgelehnt hatte. Bischof Hugo von Grenoble, ein früherer Schüler von ihm, schenkte ihm im Norden von Grenoble ein Gelände namens Cartusia, wohin er sich mit Gefährten zurückzog und dort die große Kartause gründete. Zuerst gab es nur eine Kapelle, die mit Einzelzellen umgeben war. Papst Urban II. (1088-1099) holte Bruno als Berater nach Rom, wo er zwei Jahre blieb. Am 6. Oktober 1101 starb er. Der Gedenktag von Heiligen wird vom Todestag bestimmt, weil die Gläubigen überzeugt sind, dass mit dem Tod die Vollendung des Menschen durch die Auferstehung erfolgt.

 

 

Wolfgang Acht

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