Kunstwerk des Monats

Bilder in der Taufkapelle (südlicher Turmraum)

Die Bilder wurden um 1520 in der Werkstatt des Adrian van Overbeck in Antwerpen erstellt (Öl auf Holz). Es ist nicht mehr auszumachen, aus welchem früheren Altar der Kirche diese Bilder in der Taufkapelle stammen.

 

1.       Johannes der Evangelist:

 

Die Insel, auf der Evangelist Johannes kniet und schreibt, ist ein winziges Eiland im von Schiffen befahrenen Meer. Johannes schreibt die Visionen auf, die er auf dieser Insel empfing und fügt sie in die sogenannte „Geheime Offenbarung“ ein, die man ihm zuschreibt. Vor Johannes hält ein junger Adler (Attribut des Evangelisten) ein Schriftband in seinem Schnabel. Über dem Meer ist die visionäre „große Frau“ der Apokalypse (Kap. 12) in einer Mandorla zu sehen. Sie trägt das messianische Kind. Ihr gegenüber tritt der siebenköpfige Drache auf, der im Kampf gegen diese „große Frau“, das Bild für die Kirche, verliert.

2.       Zwei Bilder Johannes des Täufers:

Auf dem ersten Bild steht Johannes der Täufer als Prediger in einer weiten Landschaft mit einer Baumgruppe. Er stützt sich auf einen Baumstumpf und spricht vor einer Gruppe von Frauen mit ihren Kindern und Männern. „Bereitet dem Herrn die Wege“, so war seine Botschaft, die auch heute noch gilt.

Das zweite Bild zeigt die Enthauptung des Täufers, die auf Wunsch der Salome, der Tochter des Herodes, vorgenommen wurde. Salome soll so gut getanzt haben, dass ihr Vater Herodes ihr jeden Wunsch erfüllen wollte. Die Mutter verleitete sie dazu, das Haupt des Johannes zu fordern, hatte er doch gegen ihre Hochzeit mit Herodes öffentlich Kritik geübt. Der König hielt sich an sein Versprechen und gab die Enthauptung frei. Deshalb steht im Zentrum die gut gekleidete Salome mit dem Henker, der ihr auf einer Schale den Kopf des Täufers präsentiert. Im Hintergrund ist die Festtafel zu sehen, von der das Geschehen ausging.

 

Kempener Fenster im nördlichen Turmraum

In diesem Beitrag steht die Bildgestaltung eines Kirchenfensters des Kempener Künstlers Heinrich Dieckmann in der Propsteikirche im Fokus. Dieckmann hat das im Jahr 1937 entworfen. Aufgrund des Motivs wird das Fenster allgemein als das „Kempener Fenster“ bezeichnet. In dem Fenster wird Maria, als die Pfarrpatronin der Kirche und der Stadt Kempen, als Schutzmantelmadonna dargestellt. Sie bietet nicht nur notleidende Menschen unter ihren Mantel Schutz, sondern auch der unten skizzierten Stadt.

Vor ihrem hell leuchtenden gelben Kleid, das sie als Himmelskönigin kennzeichnet, ist eine große Lilie als Symbol ihrer Jungfräulichkeit zu erkennen. Über Maria stehen zwei Engel in roten Gewändern, die ein Tuch hinter ihr ausbreiten. Darüber geht von einem Stern ein Strahl auf sie aus. Sie wird zum „Himmelsstern“, wie es in der alten „Lauretanischen Litanei“ heißt.

Unter ihrem Schutzmantel sind eine junge Mutter mit ihrem Kind, zwei Männer mit betend und flehend erhobenen Armen und ein junges Paar zu erkennen. Auf der anderen Seite sieht man vier junge Männer und eine kniende Frau. Die Frau hält ihre Hände gekreuzt über der Brust. Zu Füßen Mariens sind ein Halbmond und ein Stern zu sehen. So wird sie zum Bild der „Großen Frau“ aus der Geheimen Offenbarung (Kap. 12,1). Sie überwindet mit der Kraft Christi das Böse und zertritt mit ihrem Fuß die Schlange, das Bild des Bösen (s. Genesis 3). Der Halbmond und der Stern finden sich auch im Kempener Stadtwappen.

Auf dem über der Stadt Kempen gespannten Spruchband steht: „O MARIA, REGINA COELI PATRONA SIS URBIS TUAE KEMPENSIS“, d. h. „O Maria, Königin des Himmels, sei Schutzpatronin deiner Stadt Kempen“.

Jesus bei Maria und Martha - von Heinrich Dieckmann

Das im nördlichen Turmraum hängende Bild vom Kempener Künstler Heinrich Dieckmann (1890-1963) wurde um 1927 mit Öl auf Leinwand gemalt (Größe 118,5 x 143,5 cm). Es ist eines der vielen Bilder des Künstlers in der Propsteikirche Mariae Geburt in Kempen.

Das Bild zeigt die Begegnung Jesu mit Maria und Martha, wie sie uns im Lukasevangelium  im 10. Kapitel erzählt wird. Doch diese Begegnung wird hier nicht historistisch, sondern zeitnah als Erlebnis in der Gegenwart dargestellt, was auch durch die zeitgenössische Arbeitskleidung der 20er Jahre deutlich wird. Jesus, hier ein bartloser junger Mann, trägt einen einfachen Arbeitskittel. Die kurzen Haare der beiden jungen Frauen Maria und Martha signalisieren, dass es sich um  Menschen aus dem Industriezeitalter handelt.

Maria hat sich mit Jesus an den Tisch gesetzt und hört ihm zu. Martha bringt eine Schüssel mit Äpfeln um dem Gast etwas anzubieten. Sie scheint aus einem Obergemach zu kommen, was die Treppenstufen hinter ihr andeuten. Sie beklagt sich, dass ihr Maria nicht beisteht, sondern sich hörend, scheinbar inaktiv, Jesus zuwendet. Jesus weist mit einer fast abwehrenden Hand den Vorwurf zurück und sagt zu Martha, zugleich mit dem Finger auf Maria zeigend: „Martha, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eins ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden“ (Lk 10, 38 – 42).

Eine ruhige und eindrucksvolle Szene hat Heinrich Dieckmann dargestellt und regt durch die Aktualisierung dazu an, sich selbst mit Maria zu identifizieren und nach dem Wesentlichen im eigenen Leben zu fragen und zu suchen.

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