Kunstwerk des Monats

Rosenkranzfenster - Das Rosenkranzgesätz: "Den Du, o Jungfrau, geboren hast."

Das Hauptbild

Über der Szene der Geburt Jesu hält ein Engel das Spruchband: „Gloria in excelsis deo“ (= Ehre sei Gott in der Höhe). Maria, wieder mit blauem Unter- und weißem Obergewand, kniet mit gefalteten, auf das Kind hinweisenden Händen. Josef steht hinter ihr mit Hirtenstab, bekleidet in rotem Mantel und weißen Untergewand. Vor dem Kind, in einer von einem Strahlenkranz umgebenen Krippe, knien drei anbetende Engel.

Links sind drei Hirten zu sehen, einer hat die Hände gefaltet, der andere trägt einen Stab und ein Lamm, der dritte spielt auf einem Blasinstrument.

Im unteren Teil des Fensters sind zu sehen:

Rechts die hl. Helena mit dem Kreuz (sie soll es in Jerusalem gefunden haben) und links Kaiser Konstantin. Beide tragen weiße Gewänder (liturgischer Gewandung wie beim Weihnachtsfest). Helena und Konstantin stehen für die „öffentliche Geburt“ des Christentums, also für die offizielle Anerkennung des Christentums im römischen Weltreich. 

Typologischer Bezug zur Geburt Jesu:

Dargestellt ist in der Mitte die Begegnung Mose mit Gott Jahwe am Dornbusch. Neben ihm sind die Schafe zu sehen, die er für seinen Schwiegervater hütete. Mose zieht gerade seine Schuhe aus. Im Spruchband werden die Worte Jahwes zitiert: „solve calceamentum de pedibus tuis.“ Locus“ = „Ziehe deine Schuhe aus, der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden“ (Ex 3, 5).

So wird der Zusammenhang zwischen der „Erstbegegnung“ Gottes mit einem Menschen und der „Gottbegegnung“ in Jesus erkennbar. Gott steigt in Jesus Christus erneut herab, wie er es für das Volk Israel tat, um es aus Ägypten zu befreien. Mit Jesus steigt er erneut „herab“, um durch sein Leben, Sterben und Auferstehung alle Menschen zu befreien.

Wolfgang Acht

Drei alte Grabsteine im Chorumgang

Nach altem Brauch wird gerade im November der Toten gedacht.

Am Fest Allerheiligen (1. November) gehen die Gläubigen zum Friedhof, um an den Gräbern ein Gebet zu sprechen und diese segnen zu lassen. Am nächsten Tag, dem sogenannte Allerseelentag, werden im Gottesdienst der Gemeinde die Verstorbenen des vergangenen Jahres namentlich genannt.

Da ist es passend, sich die drei Grabsteine im Chorumgang anzuschauen. Bei der Großrenovierung 1850 wurden alle Familiengräber der Kirche beseitigt und auch diese Grabsteine ausgelagert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie wieder ins Innere der Kirche geholt. Sie sind an der Fensterwand links (1) und zwei an der Wand hinter dem Annenaltar (2/3) angebracht.

Der Grabstein aus Blaustein von 1651 ist Johanna von Eyll, geb. Gastendonck, 12. 10. 1651 gewidmet. Sie war die Frau des bekannten Bürgers Nievenheim, dessen Haus bis heute am Kinderheimwall, Ecke Oelstraße steht. Der Grabstein ist 195 cm hoch und 90 cm breit. Die Wappen der Familie von Eyll und Gastendonk sind umrahmt von Wappen anderer verwandter oder befreundeter Familien.

Der Grabstein von 1682 (Blaustein) ist für den Verstorbenen Ägidius Wilmius, der Schultheiß und Richter des Kölner Kurfürsten in der Stadt und im Amt Kempen, gleichzeitig Vogt zu Hüls und Senior des Kempener Stadtrates war. Die Beschriftung ist leider kam zu lesen. Oben ist ein Wappen mit Helmzier und Krone, einem geteiltem Schild, einem Doppelpfeil und zwei Schlüssel angebracht

Der dritte Grabstein (Sandstein) erinnert an den am 20. September 1716 verstorbenen Pater Eberhard Nakatenus aus der Gladbacher Benediktinerabtei. Er war 42 Jahre Pfarrer von Kempen. Deshalb ist der Stein geschmückt mit Kelch und Hostie, umrahmt von zwei herabhängenden Blättern. Die Benediktiner aus der Abtei Mönchengladbach waren viele Jahre als Seelsorger im Auftrag des Kurfürsten und Bischofs von Köln in der Pfarre St. Mariae Geburt tätig.

Vor der Kirche finden sich weitere alte Grabsteine an der Nordseite. Sie erinnern daran, dass es ursprünglich auf dem Kirchplatz einen Friedhof gab. In der Zeit der französischen Besatzung (Anfang 19. Jh.) wurde verboten, Tote innerhalb der Stadt zu beerdigen. Ein neuer Friedhof außerhalb der Stadtmauer wurde eingerichtet (heute der „Alte Friedhof“).

Wolfgang Acht

Die Wurzel Jesse im Annenaltar

Im Mittelbild des Schreins des Annenaltars ist Jesse (Isai), der „Mann Gottes“ und Vater Davids, dargestellt. Aus seinem Schoß wächst der Baum, in dessen Ästen die Könige aus dem Hause Davids zu erkennen sind. Auch Josef zählt zum Stamm Davids, und damit gehört schließlich auch Jesus zu dieser Linie – weshalb er den Beinamen „Davidssohn“ trägt. Vor Jesse sind die „großen Propheten“ dargestellt, die nach dem Ersten Testament Jesaja, Jeremia, Baruch, Ezechiel und Daniel umfassen. Welche Figur jeweils welchen Propheten darstellt, lässt sich jedoch nicht eindeutig bestimmen; ebenso sind die Inschriften auf den Spruchbändern nicht mehr zu entziffern. Von zentraler Bedeutung ist allein, dass der kommende Messias, der Sohn Davids, durch die Propheten im Voraus angekündigt worden ist.

Wolfgang Acht

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