In diesem Beitrag steht die Bildgestaltung eines Kirchenfensters des Kempener Künstlers Heinrich Dieckmann in der Propsteikirche im Fokus. Dieckmann hat das im Jahr 1937 entworfen. Aufgrund des Motivs wird das Fenster allgemein als das „Kempener Fenster“ bezeichnet. In dem Fenster wird Maria, als die Pfarrpatronin der Kirche und der Stadt Kempen, als Schutzmantelmadonna dargestellt. Sie bietet nicht nur notleidende Menschen unter ihren Mantel Schutz, sondern auch der unten skizzierten Stadt.
Vor ihrem hell leuchtenden gelben Kleid, das sie als Himmelskönigin kennzeichnet, ist eine große Lilie als Symbol ihrer Jungfräulichkeit zu erkennen. Über Maria stehen zwei Engel in roten Gewändern, die ein Tuch hinter ihr ausbreiten. Darüber geht von einem Stern ein Strahl auf sie aus. Sie wird zum „Himmelsstern“, wie es in der alten „Lauretanischen Litanei“ heißt.
Unter ihrem Schutzmantel sind eine junge Mutter mit ihrem Kind, zwei Männer mit betend und flehend erhobenen Armen und ein junges Paar zu erkennen. Auf der anderen Seite sieht man vier junge Männer und eine kniende Frau. Die Frau hält ihre Hände gekreuzt über der Brust. Zu Füßen Mariens sind ein Halbmond und ein Stern zu sehen. So wird sie zum Bild der „Großen Frau“ aus der Geheimen Offenbarung (Kap. 12,1). Sie überwindet mit der Kraft Christi das Böse und zertritt mit ihrem Fuß die Schlange, das Bild des Bösen (s. Genesis 3). Der Halbmond und der Stern finden sich auch im Kempener Stadtwappen.
Auf dem über der Stadt Kempen gespannten Spruchband steht: „O MARIA, REGINA COELI PATRONA SIS URBIS TUAE KEMPENSIS“, d. h. „O Maria, Königin des Himmels, sei Schutzpatronin deiner Stadt Kempen“.
Das im nördlichen Turmraum hängende Bild vom Kempener Künstler Heinrich Dieckmann (1890-1963) wurde um 1927 mit Öl auf Leinwand gemalt (Größe 118,5 x 143,5 cm). Es ist eines der vielen Bilder des Künstlers in der Propsteikirche Mariae Geburt in Kempen.
Das Bild zeigt die Begegnung Jesu mit Maria und Martha, wie sie uns im Lukasevangelium im 10. Kapitel erzählt wird. Doch diese Begegnung wird hier nicht historistisch, sondern zeitnah als Erlebnis in der Gegenwart dargestellt, was auch durch die zeitgenössische Arbeitskleidung der 20er Jahre deutlich wird. Jesus, hier ein bartloser junger Mann, trägt einen einfachen Arbeitskittel. Die kurzen Haare der beiden jungen Frauen Maria und Martha signalisieren, dass es sich um Menschen aus dem Industriezeitalter handelt.
Maria hat sich mit Jesus an den Tisch gesetzt und hört ihm zu. Martha bringt eine Schüssel mit Äpfeln um dem Gast etwas anzubieten. Sie scheint aus einem Obergemach zu kommen, was die Treppenstufen hinter ihr andeuten. Sie beklagt sich, dass ihr Maria nicht beisteht, sondern sich hörend, scheinbar inaktiv, Jesus zuwendet. Jesus weist mit einer fast abwehrenden Hand den Vorwurf zurück und sagt zu Martha, zugleich mit dem Finger auf Maria zeigend: „Martha, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eins ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden“ (Lk 10, 38 – 42).
Eine ruhige und eindrucksvolle Szene hat Heinrich Dieckmann dargestellt und regt durch die Aktualisierung dazu an, sich selbst mit Maria zu identifizieren und nach dem Wesentlichen im eigenen Leben zu fragen und zu suchen.
Dieser Leuchter ist vermutlich das Werk des Kölner Meisters Johann Spee (1508) und gehört in den Kreis bedeutender noch erhaltener Marienleuchter, wie sie zum Beispiel auch in Emmerich, Kalkar oder Erkelenz zu finden sind.
Das Werk wird von der Zahl acht bestimmt. So gibt es über dem schmiedeeisernen Gespränge vier Einheiten; acht Kerzen tragende Engel, vier Doppelfiguren und zwei unterschiedlich hohe Madonnen, darüber zwei Engel, die eine Krone tragen, zwei Geisttauben und zwei Gottvaterfiguren im Strahlenkranz.
Die Zahl acht bezieht sich auf die Auferstehung Christi am „ersten Tag“ der Woche, dem Tag nach dem Sabbat. Die Schrift spricht deshalb vom achten Tag.
Maria wird in der Glaubensgeschichte zum Zeichen des erlösten Menschen, an dem sich die Verheißung Christi beispielhaft zeigt und dadurch alle Menschen durch die Erlösung Christi zum ewigen Leben berufen sind. Die Doppelmadonna erinnert an das Bild der „großen Frau“ in der Apokalypse (Kap. 12). Sie ist umgeben von einem Strahlenkranz (acht spitze und acht geschwungene), ist sie doch die von der Sonne Umstrahlte und von Gott Begnadete. Sie steht hier auf einer Mondsichel und wird so zum Symbol für die Kirche Christi, die aus dessen Kraft dem Bösen standhalten kann und im Glauben an ihn Rettung findet.
An der Basis des Leuchters sieht man ein Dämonengesicht. Es stellt Luzifer (= „Lichtträger“) dar, den Engel des Bösen. Maria zertritt als die „große Frau“ diesem Satan den Kopf (Gen 3, 15). Luzifer, der selbst das Licht sein wollte, muss hier zur Strafe den Kerzenkrank des Leuchters im Mund tragen. Es ist ein Bild dafür, dass das Böse endgültig besiegt ist. Im 1. Johannesbrief heißt es dazu: „Alles, was von Gott stammt, besiegt die Welt. Und das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat: unser Glaube“ (1 Joh 5,4).
Dass der Leuchter genau in der Mitte der Längsachse der Kirche hängt, zeigt, welche Bedeutung das mit ihm verbundene Verheißungsbild für die hier versammelte Gemeinde beim Vollzug des Gottesdienstes hat. Symbolisiert er doch die Erfüllung der kommenden Verheißung, die in der Feier von Tod und Auferstehung Christi, neu bewusstwerden soll.
Gerne öffnen Sie den angefügten YouTube – Link, der zu dem Bild noch einen hervorragenden marianischen Gesang eines englischen Chores bietet.
https://www.youtube.com/watch?v=SREfVwpQi1I&feature=youtu.be