Kunstwerk des Monats

Anna Selbdritt

Rechts hinten in der Kirche; eine niederrheinische oder maasländische Arbeit aus Holz, von Peter van Wesel 1492.  

 

Die Bezeichnung „Anna Selbdritt“ kommt vom mitteldeutschen Wort „selb“ = „zu“, also Anna zu dritt (auch ein Bild für drei Generationen).

Beliebt war die Darstellung, weil sie den Frauen, die sehnsüchtig ein Kind erwarteten, mit Anna eine Fürsprecherin zeigte, die ebenso auf ihr Kind – Maria – wartete und es schließlich noch empfing, obwohl sie als unfruchtbar galt.

Dieses Kunstwerk zeigt die Mutter Anna sowie ihre Tochter, die gekrönte Gottesmutter. Beide sind auf „Augenhöhe“ dargestellt, die gemeinsam das liegende Jesuskind auf ihren Armen tragen. Das Kind ruht fast schwebend über ihren Armen und Händen, eine Mischung von Verbundenheit und Unhabhängigkeit. Es trägt sich gleichsam selbst.

Das nur mit Windeln bekleidete Kind hält in seiner linken Hand eine Traube als Symbol für das bevorstehende Leid. Die Trauben werden in die Kelter zertreten und zeigen symbolisch, dass Jesus sich ganz am Kreuz hingibt. Am Ende fließen nur noch Blut und Wasser aus seiner Seitenwunde (vgl. Joh 19, 34).

Maria, die Mutter, kann die Traube nicht sehen. bekommt sie vom Kind doch lediglich eine Beere gezeigt.

Anna wirkt erhaben und ist groß dargestellt, Maria ist kleiner und jünger dargestellt. Beide Frauen sind miteinander verwoben, was hier zusätzlich durch den gleichen Kleiderstoff zum Ausdruck kommt (s. Blattmuster). Anna trägt einen Kopfschleier, wie es für eine verheiratete, jüdische Frau üblich und vorgeschrieben war, während Maria keinen Kopfschleier trägt, ist sie doch nur „verlobt“ und gilt als „jungfräulich“, also unverheiratet.

Das Kind spannt die Arme weit aus, was für das Tragen der Traube und Rebe nicht erforderlich wäre. Es weist mit den Armen auf die Kreuzhaltung und auf die zu erwartende Passion hin. Die Blicke der drei dargestellten Personen scheinen in die Ferne gerichtet.

Die Kerzen, die von vielen, besonders aber von Frauen, vor diesem Bild angezündet werden, verbinden sich mit dem himmelgerichteten Blicken von Anna und Maria und bringen das fürbittende Gebet der Gläubigen zum Ausdruck.

Das Fest der heiligen Anna feiert die Kirche am 27. Juli.

Wolfgang Acht        

Antependium am ehemaligen Hochaltar

Die Bilder sind auf Kupferplatten gemalt und zieren das Antipendium des Altars. Sie wurden 1909 von K. Peschges erstellt.      

Die drei Bilder sollen aufzeigen, was an diesem Altar vollzogen wird.  

Das linke Bild zeigt das Opfer Abrahams und Melchisedeks, also sozusagen die erste heilige Messfeier, die in der Schrift erwähnt wird (Genesis 14), ein Ursymbol des Opfers, das sich im Abendmahl wiederfindet. Links kniet ein Mann mit Weinkrug, ein anderer trägt einen Korb mit Brot. In der Mitte sieht man Melchisedek mit erhobenem Kelch, den er zugleich segnet. Vor ihm steht ein Altar mit Brot, vor dem Abraham in Rüstung und Mantel kniet. Rechts sieht man einen Mann mit Lanze, davor einen mit Schwert und Rüstung, kamen sie doch von einem erfolgreichen Kriegszug zurück und dankten jetzt dem Herrn.  

Das Mittelbild weist auf das Passahmahl der Israeliten vor dem Auszug aus Ägypten hin. Der Herr selbst hatte es ihnen aufgetragen. Sie sollten es in Eile essen und sich bereits als Pilger bekleiden, stand doch der Weg aus Ägypten in das gelobte Land an. So sehen wir zwei Männer mit Pilgerhut und Stäben am Tisch. Zwei Frauen sind mit dabei, von denen eine die Matzen für das Mahl schneidet, während die andere einen Pilgerstab trägt. In der Mitte schlachtet der Hausvater mit Pilgerhut das Lamm zum Mahl. Am Passahfest wird zur Erinnerung an dieses Mahl und an die Befreiung aus Ägypten jedes Jahr dieses Mahles gedacht. Auch Jesu feiert es von seinem Leiden mit den Jüngern und deutet es neu auf sich hin. In der heiligen Messe vollziehen wir also ebenso die Erinnerung an diese Mahlgemeinschaft Jesu mit seinen Jüngern. Er hat ihnen aufgetragen, es immer wieder zu seinem Gedächtnis zu feiern, was wir in der Eucharistiefeier nachvollziehen, die eben an diesem Altar gefeiert wird bzw. früher dort gefeiert wurde, während sich dieses Geschehen jetzt am Zelebrationsaltar in der Nähe der Gemeinde vollzieht.  

Das rechte Bild zeigt Abraham, der seinen Sohn Isaak opfern will, hatte der Herr ihn doch gebeten, ihm das Liebste zu opfern. Das Liebste war eben für ihn der Sohn. Doch der Herr stellt, nachdem er den Gehorsam Abrahams erkennt, einen Widder als Ersatz-Opfertier  durch einen Engel zur Verfügung. Hier auf dem Altar wird aber kein Ersatzopfer zur Verfügung gestellt, sondern Christus wird selbst zum hingebenden Opfer für alle.

 

Wolfgang Acht        

Marienleuchter

Kölner Meister Johann Spee (1508); eine Doppelmadonna (1,30 m  hoch); das Werk gehört in den Kreis bedeutender noch vorhandener Marienleuchter (z. B. Emmerich, Kalkar und Erkelenz)      

Der Leuchter ist von der Symbolzahl acht bestimmt. Es ist die Symbolzahl der Auferstehung. Heißt es doch, dass Christus am ersten Tag der Woche, dem achten Tag, von den Toten erstanden ist.   Zu sehen sind jeweils vier Bilder doppelseitig: die Madonna, die Engel mit der Krone, die sie über Maria halten, die Heilieg Geist in Gestalt der Taube und darüber Gottvater im Strahlenkranz. Umgeben sind diese Figuren mit acht von Engeln getragenen Kerzenleuchtern. Vier Knäufe sind an der Tragstange bis zum Gewölbe zu sehen.  

 

Die Doppel-Madonna ist unterschiedlich gestaltet. Sie ist umgeben von einem Strahlenkranz mit acht spitzen und geschwungenen Strahlen. Sie steht auf einer Mondsichel (Hinweis auf die „große Frau“ der Apokalypse, 12. Kap.).

Unter der Madonna sind stilisierten Wolken zu erkennen. Von unten sieht man eine Teufelsmaske, aus der die acht Leuchter hervorgehen. Es soll symbolisch aufgezeigt werden, dass Luzifer (lat.: Lichtträger, im christlichen Sprachgebrauch später gleichbedeutend mit Teufel) besiegt wurde und nun selbst das Licht des neuen Lebens (die acht Lichtarme) tragen muss. Die erkennbaren Arkanthusblätter, Hinweis auf die Silberdistel, die als Paradiesblume  galt, weisen ebenfalls auf das verheißende Paradies hin.  

 

Dass der Leuchter genau in der Mitte der Längsachse der Kirche hängt, bringt zum Ausdruck, dass der, der die sakramentalen Vollzüge der Kirche mitfeiert, in diesem Leuchter erkennen darf, dass ihm die Vollendung verheißen ist. Wird doch in Maria erkennbar, dass sie die erste Vollendete sein darf und damit zum Urbild unserer himmlischen Vollendung wird.  

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