Türknauf - Das gebundene Einhorn

Diese eigenartige Figur, die als Türknopf genutzt wird, wurde erst bei der Großrenovierung der Kirche in den 90er Jahren des 20. Jh. erstellt.

Die Türe wurde erst eingebaut, als der äußere Eingang zur Michaelskapelle an der Südseite geschlossen wurde. An der „neuen“ Sakristeitüre befindet sich dieser Knauf mit der Darstellung eines gefesselten Einhorns.

Das Einhorn ist ein Fabelwesen von Pferde- oder Ziegengestalt mit einem geraden Horn auf der Stirnmitte. Es gilt als das edelste aller Fabeltiere und ist das Symbol für das Gute, aber auch Zeichen der Jungfräulichkeit und damit auch für Maria, der Patronin der Kirche. Ebenso symbolisiert es Christus, weisen doch die Fesseln an den Beinen auf den Gekreuzigten, das „Lamm Gottes“ hin. 

Schon im Alten Testament wird auf ein wildes Tier verwiesen (Num 23,22, Psalm 22,22). Als der hebräische Text im dritten Jahrhundert ins Griechische übertragen wurde, wurde das Wort Wildtier oder Büffel mit Einhorn übersetzt. Ursache für den Irrtum waren vielleicht babylonische Reliefs und Wandmalereien. Noch bis ins 18. Jahrhundert war die Auffassung verbreitet, Einhörner würden in der Bibel erwähnt.

 Deshalb wird das Einhorn auch in der bildenden Kunst vielfach verwendet. Die vermutlich älteste Darstellung findet sich in der christlichen Kunst in einem Stundenbuch (Brevier) aus dem 12. Jahrhundert (Kloster Einsiedeln - Schweiz). Dort zeigt eine Miniaturmalerei eine Verkündigungsszene mit Maria, die in ihrem Schoß das Einhorn beschützt. Das Einhorn-Motiv ist auch in Altarbildern zu finden (z. B. Altar im Erfurter Dom 15. Jh.) oder in der Bildhauerei, z. B. im Einhornbrunnen von Prof. Geibel von 1960 in Darmstadt.

Wolfgang Acht

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