Das Thomasbild im nördlichen Turmraum
Thomas wurde um 1380 in Kempen als Thomas Hemerken geboren und
starb am 25. Juli 1471 im Kloster Agnetenberg. Er ist als der Autor der
„Nachfolge Christi bekannt, dem Werk, das weltweit bis heute geschätzt
wird.
Dieses Thomasbild hat ein Kempener Maler, Helmut Langfeld, gemalt.
Er erstellte es für einen Wettbewerb „Kempener-Künstler-Christliche
Kunst“. Im Jahr 2000 schenkte er dieses Bild der Propsteikirche, wo es
im nördlichen Turmraum Platz fand.
Thomas von Kempen steht im Mittelpunkt. Er sitzt in einer weißen Kutte
eines Augustiner-Chorherrn an einem Schreibpult und seine Füße ruhen
auf einem Fußhocker. Das dürfte wohl die Grundstellung schreibender
Mönche in den Skriptorien der Klöster gewesen sein. Sie fertigten dort
kostbare Abschriften der Heiligen Schrift an, die heute noch
Bewunderung auslösen. Auf dem Pult steht ein Tintenfass mit weiteren
Federn, damit der Schreiber nach Abnutzung der Schreibfeder weitere
zur Verfügung hat. Auf dem Pult liegen eine Schriftrolle und ein Buch,
das wohl auf heilige Schriften verweist, die er für sein Werk nutzte und
meditierte.
Mit dem Bild wollte der Künstler hier mehr ausdrücken. Ein kreuzarmiger
Baum bestimmt die Szene mit großen Wurzeln, die sogar über den
Schoß des Schreibers hin hochwachsen. Er weist mit dem eindeutig
erkennbaren Kreuz auf den „Lebensbaum“ Christus hin. Der wird
gespeist aus einem Mund, wohl ein Hinweis auf Jesse, den Vater
Davids, aus dessen Stamm der Messias hervorgegangen ist. Eine
andere Quelle speist sich aus einem Krug, der auf das Wort Jesu zur
Frau am Jakobbrunnen hinweist: „Wer von dem Wasser trinkt, das ich
ihm geben, wird niemals mehr Durst haben“ (Joh 4, 13b). Vier weiße
Blüten und vier orange Früchte am Lebensbaum weisen auf die vier
Kapitel der „Nachfolge Christi“ hin. Sie ist bis heute für viele eine Quelle
persönlicher Meditation.
Die Kirche links dürfte St. Mariae Geburt in Kempen, seine Heimatkirche
darstellen. Sie ist nach dem Vorbild des ältesten Stadtsiegels
gezeichnet. Rechst dürfte an die Klosterkirche in Agnetenberg gedacht
sein, im dem Thomas 72 Jahre lebte. Der Mönch vor dem Kloster soll
wohl auf seinen Bruder hinweisen, der dort Prior war.
Wolfgang Acht