Anbetung und Verehrung des Kindes durch die drei Weisen

Diese eindrucksvolle Szene befindet sich auf dem Retabel der Rückseite des Annenaltars und ist eines der sieben Ölbilder. Diese Rückwand war vielleicht einmal das zentrale Altarbild des Hochchores. Bei der Umstellung des Annenaltars vom nördlichen Turmraum in den Hochchor (1850) wurden die Bilder dann zur Rückseite. Die Bildreihe ist eventuell älter als die Vorderseite des Annenaltars (1514).

 

Es sind drei Weisen oder Könige zu sehen, die symbolisch die bekannten Kontinente Europa, Afrika und Asien repräsentieren. Es soll deutlich werden, dass alle Welt dem Messias-Kind huldigen will. Die Begegnung findet in einer einfachen Hütte statt. Dabei hat Maria das Kind auf dem Schoß und wird dadurch gleichsam zum Thron für das Kind.

Josef stützt sich auf einen Wanderstock, ein Zeichen für die Wanderschaft, die die Familie nach Bethlehem machen musste und die sich bald auf der Flucht nach Ägypten fortsetzen wird (siehe Bild oben). Im Hintergrund beobachtet ein Mann die Szene durch das Fenster.

Die Könige sind mit aufwendigen Kopfbedeckungen vornehm gekleidet. Sie überreichen dem Kind ihre Geschenke in kostbaren Gefäßen. Dabei steht Gold für Europa und das königliche Kind, Weihrauch für Asien und das göttliche Kind, Myrrhe für Afrika und als Zeichen für die spätere Passion.

Im Mittelalter erhalten die Könige symbolisch persische Namen: Kaspar (Schatzmeister), Melchior (Gottesschutz) und Balthasar (Lichtkönig). Manche sehen in den Königen drei Generationen: den Greis, den Mann mittleren Alters und den jungen Mann.

 

Ein Stern hatte den Weisen im Morgenland einen König angekündigt. Das Matthäusevangelium zitiert als Schriftbeweis: „Ein Stern geht in Jakob auf, und ein Zepter erhebt sich in Israel“ (Num 24,17). Die Geburt Jesu wird damit als Erfüllung dieser Verheißung verstanden.

 

Wolfgang Acht

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