Der Zelebrantenstuhl

Zelebrantenstuhl


Das große, aus Eichenholz geschnitzte Werk (Ende des 15. Jh.; B 2,30 cm, H 3,90 cm), ist erstaunlich detailreich ausgeführt. Es wurde eventuell von Johannes Gruter geschnitzt, der auch die Chorgestühle der Kirche fertigte. Dieses Werk wurde aufgrund des Hinweises des Kölner Erzbischofs Hermann IV. von Hessen, er werde häufiger auch in Kempen residieren, als bischöflicher „Thron“ in der Kirche aufgestellt. In der Mitte ist Platz für den Bischof als Hauptzelebrant und rechts und links Platz für den Diakon und Subdiakon (Kleriker niedriger Weihestufen) die früher als Assistenten mitwirkten.
Oben im Baldachinbereich erkennt man hochwertige fünf männliche Gestalten mit Musikinstrumenten, unter ihnen König David mit Harfe. Sie wollen als Musiker gleichsam auf den Lobgesang im Gottesdienst verweisen. Als Wangenfiguren im Sitzbereich ist links Christus als Salvator (Retter) mit dem Buch des Lebens dargestellt. Er ist der, der die Mitte des Glaubens darstellt. Rechts steht Petrus ebenfalls mit Buch und Schlüsseln. Diesem galt stellvertretend für die Apostel doch Jesu Wort: „Dir werde ich die Schlüssel des Himmelreiches geben“ (Mt 16, 19). Diese etwas einfacher gestalteten Figuren dürften von einem anderen Schnitzer geschaffen worden sein. Sie wurden eventuell erst nachträglich eingefügt.

Auf der Rückwand des Stuhls (nur vom Chorumgang aus zu sehen), erkennt man rechts das Wappen des Kölner Erzbischofs Hermann IV. von Hessen (geb. 1449, auch der „Friedsame“ genannt) mit dem hessischen Löwen, in der Mitte das Kreuz mit den „Leidenswerkzeugen Christi“ und links das Stadtwappen von Kempen (die früheste Darstellung).
Die Kempener stifteten ihrem Landesherrn 1486 dieses Schnitzwerk. Dieser spendete daraufhin ein Glasfenster mit der hl. Ursula oberhalb der Sakristei, das nicht mehr vorhanden ist.

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