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Fotoausstellung im Chorumgang der Propsteikirche in Kempen

 

Der Kirchbauverein hatte am 10. und 11. September in und an der Propsteikirche einen Fotoworkshop durchgeführt. Zu dem Fotoworkshop hatten sich insgesamt 11 Fotografinnen und Fotografen aus Kempen und der der Umgebung bis hin nach Essen beworben und angemeldet. Von den mehr als 150 Bildern wurden 30 besonders herausragende Exemplare ausgewählt.
Diese wurden am 21.11. im Chorumgang im Rahmen einer Eröffnungs-Vernissage vorgestellt. Frau Dr. Friese, Leiterin des Kulturamtes der Stadt Kempen hat in die Ausstellung eingeführt. Zahlreiche Besucher waren anwesend.
Im Folgenden veröffentlichen wir die sehr beeindruckende Einführung durch Frau Dr. Friese.Die Ausstellung ist bis Weihnachten in der Kirche zu besichtigen. 

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

liebe Fotografin und liebe Fotografen, ich freue mich sehr, dass ich heute diese Ausstellung mit ausgewählten Fotografien aus und von der Kirche St. Mariae Geburt vorstellen darf.

Ich bin keine Fotoexpertin, das habe ich auch Georg Kaiser gesagt, den Vorsitzenden des Kirchbauvereins, als er mich gefragt hat, ob ich die Eröffnung übernehme. Aber ich bin in dieser Kirche zu Hause und ich war gespannt, was den Teilnehmern an diesem Fotoworkshop in diesem Gotteshaus so wichtig war, dass sie es fotografisch festhalten wollten. Und ich war auch gespannt, sogar sehr gespannt, ob es Motive aus dieser Kirche gibt, die ich nicht gleich lokalisieren kann – und ja, das ist passiert. Aber welche beiden Fotos es sind, dazu komme ich später.

Wir können nicht davon ausgehen, dass eine Fotografie sich selbst erklären könnte. Denn das kann sie natürlich nicht. Aber sie vermag ein Dokument zu sein, das eine Nähe zu Gegenständen und Personen allein durch das Teilen von kulturellen Bedeutungen und Zeichen herstellt. Was bei der Bildbetrachtung aber geschult werden muss, ist das denkende Auge. Das „denkende Auge“ ist ein Begriff aus einem Essay „Die helle Kammer – Bemerkung zur Photographie“ des französischen Poststrukturalisten Roland Barthes. Er verweist in Bezug auf die Rezeption von Fotografien darauf, dass der Blick nur bei denen kritisch ist, die bereits zur Kritik fähig sind. Für Barthes ist es das Unaussprechliche und das Einzigartige einer einzelnen Fotografie, die es vermag, jemanden persönlich zu treffen, die den Blick fesseln kann, die – wie er das nennt – „besticht“ und die man einfach nicht erklären kann.

Ob ein Bild „gut“ ist hängt hauptsächlich vom subjektiven Empfinden des einzelnen Betrachtenden ab. Experten und Laien gleichermaßen sagen, sie erkennen ein „gutes“ Bild, wenn sie es sehen. Das mag arrogant klingen, aber es handelt sich letztendlich um eine individuelle Ansicht.

 

Also: ob eine Fotografie eine spannende Bildaussage beinhaltet und interessant komponiert ist, beurteilt jeder Mensch individuell. Die Gründe dafür sind vielfältig und greifen tief in die persönliche Psyche, da sie auf der Herkunft und den subjektiven Erfahrungen beruhen. Diese individuellen Qualitätskriterien funktionieren unabhängig vom Bewusstsein ähnlich wie bei der ersten Begegnung mit einem unbekannten Menschen, und so sind die einen einander ad hoc sympathisch, die anderen sind es nicht. Ebenso verhält es sich bei einer ersten Begegnung mit dem Werk eines Fotografen. Der erste Ankerpunkt ist das Bildmotiv sowie die durch Neugierde oder Ablehnung gesteuerte spontane Reaktion. Da die Herstellung und die Rezeption von Bildern auf so unterschiedlichen Kriterien beruhen, verbieten sich Pauschalurteile.

Es gibt technisch einwandfreie Fotos, bei denen scheinbar alles stimmt. Oft sind sie ein Versuch, ein Abbild der Wirklichkeit zu schaffen. Ein "gutes" Foto vermittelt Emotionen und Stimmungen, die nicht notwendigerweise positiv oder angenehm sein müssen. Dass ein Foto jeden entzückt, ist nicht wichtig. Natürlich sollen Bilder gefallen, aber in erster Linie müssen sie dem Fotografen etwas geben.

Eine wirklich interessante Aufnahme bleibt im Gedächtnis des Betrachters, egal ob sie technische Mängel wie Unschärfe oder eine Fehlbelichtung aufweist. Für das Gelingen aussagekräftiger Fotos ist auch nicht unbedingt eine umfangreiche und teure Fotoausrüstung erforderlich. Viel wichtiger als der Einsatz teuerster Technik ist das Auge hinter der Kamera, ist die Auseinandersetzung mit dem Motiv, ist die Komposition des Bildes.

·        Hinter einer Bildkomposition versteht man die Aufteilung aller Elemente eines Bildes. ...

·        Perspektive. Ungewöhnliche Perspektiven machen Fotos zu etwas Besonderem. ...

·        Licht und Schatten. ...

·        Emotionen. ...

·        Bildaussage / Die Geschichte. ...

·        Farben und Kontrast. ...

·        Der besondere Moment.

 

Angesichts der gegenwärtigen Bilderflut im Allgemeinen sind aber weder Schockierende noch ästhetisch ansprechende visuelle Eindrücke genug, um dauerhaft im Gedächtnis des Betrachtenden zu bleiben. Als Bilder noch gemalt wurden und vor dem Zeitalter der Digitalen Fotografie, war ein Bild schon aufgrund seiner Seltenheit und der aufwändigeren Herstellung bemerkenswert.  Im Zeitalter von TikTok und Instagram scrollen wir gedankenverloren durch Bilder und bleiben selten länger als den Bruchteil einer Sekunde bei einem Motiv.

 

Ein Foto zeigt nicht nur das abgebildete Motiv, sondern verrät auch direkt oder indirekt etwas über den Fotografen. In erster Linie muss dem oder der Fotografierenden selbst das Bild gefallen und wenn er oder sie dann noch mehr Menschen findet, denen es gefällt, dann ist es ein Erfolg. Und diesen Erfolg haben alle Teilnehmenden bereits sicher erreicht.

 

Letztendlich ist jedoch die Absicht der Künstlerin für Betrachtende oft wenig relevant. Das Kunstwerk entwickelt ein „Eigenleben“ unabhängig von Person und Intention des “Schaffenden“. Das gleiche Bild kann verschiedene, manchmal sogar gegensätzliche Reaktionen in Betrachtenden auslösen.

 

Einer Fotografie kann eine fesselnde Bildkomposition zugrunde liegen, die den Rezipienten vor einem Foto länger verweilen lässt und ihn manchmal sogar berührt. In diesem Kontext gibt es eine interessante und kuriose Definition für ein gutes Bild nach Henri Cartier-Bresson: Ein gutes Bild sei ein Bild, das länger als eine Sekunde betrachtet wird.

Und da, meine Damen und Herren, bin ich sicher – Sie werden jedes Foto deutlich länger als eine Sekunde betrachten.

 

Aber genug der theoretischen Vorrede – wir sehen gleich Fotos von 11 Teilnehmern an einem Workshop, der von Josef Lamozik geleitet wurde. Er ist ein leidenschaftlicher Fotograf – ja ein Fotomaler, wie ich bewundernd in unserer Ausstellung über Thomas von Kempen im Städtischen Kramer-Museum täglich sehen kann.

Als ich Herrn Lamozik fragte, ob es Vorgaben für die Teilnehmer gab, verneinte er dies. Er erklärte, dass er die Fotografen auf bestimmte, nicht für jeden direkt sichtbare, Dinge wie Schlussstein oder Gemälde auf der Rückseite des Annenaltares aufmerksam gemacht hat.

Ansonsten standen auch die sonst nicht zugängliche Michaelskapelle, die Thomaskapelle und die Orgelempore zur Verfügung.

Ich hatte mir beim Ansehen der Bilder überlegt, wie die Hängung der Fotografien wohl sein würde. Nach Themen, also ähnliche Bilder nebeneinander, nach Einzeldarstellung oder… Als ich Herrn Lamozik und seinen Mistreitern beim Aufbau der Ausstellung zusah, war ich direkt angetan. Die Spannung entsteht nicht nur dadurch, dass es einen Wechsel zwischen vertikalen und horizontalen Bildern gibt, sondern es eine gut durchdachte Mischung der Motive gibt.

Lassen Sie uns von einem Bild zum anderen gehen:

Wir begegnen dem Engel von der Chorgestühlwange, fotografiert von Konrad Nolten-Falk. Eine ganz starke Konzentration nur auf den Engel – nur als Person ist er wichtig, nicht das Kempener Wappen, das er festhält, nicht seine Flügel, nicht der Hintergrund, wichtig ist sein freundliches Gesicht, seine fein gelegten Locken, seine langen schmalen Hände und sein in tiefe Falten gelegtes Gewand. Diese großartige Konzentration des Fotis unterstreicht auch die bildhauerische Leistung des unbekannten Schnitzers.

Das nächste Bild von Michael Schäfer zeigt uns den Altarraum. Die so starke Symmetrie des Bildes lenkt die Konzentration auf die Altäre, auf den neuen und den dahinterstehenden flämischen Schnitzaltar, den Annenaltar. Wichtig sind die Altäre, die vom Gewölbe beschützt zu sein scheinen.

Herr Caniceus hat ein zunächst irritierendes Foto geschaffen: als ich es das erste Mal sah, habe ich gedacht – wir haben doch keine lila Säulen in der Kirche. Wie ist dieses Foto entstanden, wie kann der Marienleuchter so nah an der Orgel sein? Gerade diese veränderte Perspektive macht dieses Bild so spannend.

Wiederum von Michael Schäfer ist das Foto der drei Kreuzwegstationen. Ein scheinbar „normales“ Bild, das mit dem Schattenwurf der Rahmen spielt und scheinbar vertraute Motive zeigt – aber es ist ein Foto, das nicht der Realität entspricht – können Sie erraten, weshalb?

Wieder mit verkürzter Perspektive spielt Michael Schäfer auf seinem Foto. Mir ist direkt die Pieta ins Auge gesprungen und ich habe gemerkt, dass ich dieses Foto von rechts nach links betrachte, von der leidenden Maria hin zum Marienleuchter mit der Gottesmutter, die so leicht zu schweben scheint bis hin zum Glasfenster.

Christian Uebing hat den Hochaltar, den Annenaltar als Panoramafoto aufgenommen. Eine technische Meisterleistung, bei dem gestochen scharfe Bilder jedes einzelnen Gefachs des Altares entstanden sind. So kann hier nur ein besonders schönes Detail gezeigt werden, die spielenden Kinder, so nah, wie sie selbst wenn Sie direkt vor dem Altar stehen, nicht zu sehen sind.

Helmut Jansen hat in seinem Foto die gesamte Kraft der Orgel wunderbar eingefangen – die stehenden Orgelpfeifen und die Bekrönung der Albiez-Orgel scheinen in den Schlussstein des Gewölbes zu wachsen. Die vorstehenden Pfeifen haben fast etwas Aggressives an sich, und man denkt an die Kraft der Musik.

Was für ein Kontrast ist sein Foto vom Erzengel Michael, der schwebend komplett freigestellt vor diesem schwarzen Hintergrund in seiner Farbenpracht auch so von uns nicht sichtbar ist.

Lutz Heesen hat das Glasfenster von Heinrich Dieckmann in seiner ganzen leuchtenden Kraft eingefangen. Das Karfreitagsthema wird tröstlich durch das Spiel der Sonneneinstrahlung auf der Wand.

Helmut Jansen hat den radikalsten Perspektivwechsel vorgenommen und zeigt uns aus der Bodenperspektive den Dämon, den Maria besiegt. Vom Marienleuchter sind nur die weit ausladenden Kerzenhalter zu sehen, umfangen von dem gotischen Gewölbe der Kirche.

Hubert Kranig lenkt den Blick direkt auf das so liebevoll blickende Gesicht Mariens. Hier hat er die ganze Schönheit der hochgotischen Marienfigur und des Jesuskindes auch mit der Lichtführung wunderbar eingefangen. Die spitzen Strahlen wirken dabei nicht agressiv, sondern wie ein Schutzschild um die Figuren.

Aus einer anderen Perspektive, aber nicht minder spannend, hat Konrad Nolten-Falk die Orgel fotografiert – sein Bild macht die Massivität der Orgelpfeifen auf andere Weise wie Helmut Jansen deutlich.

Haben Sie den so eindrucksvoll schlichten Altar schon einmal in diesem Licht gesehen? Dieses flirrende Rot und Weiß, das Lutz Heesen uns hier fast irreal zeigt, habe ich noch nie so gesehen. Eindrucksvoll auch, wie stark die fünf Kreuze, die an die Wundmale Christi erinnern, und an denen bei der Altarweihe Weihrauch verbrannt wurde, hier zu sehen sind.

Lutz Heesen hat dieses Foto gemacht, von dem ich nicht wusste, wo es gemacht ist. Wissen Sie es? Ich musste erst fragen. Es entspricht so gar nicht unserem Bild des Gewölbes in der Kirche. Der massive Schlussstein zieht erst einmal den Blick auf sich, bevor sich unsere Augen zu dem Magnificat-Fenster wendet. An dem Rundbogen um dieses Fenster erkennen Sie, dass sie sich im Turm der Kirche befinden.

Inhaltlich gehören die beiden Fotos zusammen, auch wenn dieses von Hubert Kranig gemacht worden ist. Ist das nicht ein großartiges Gewölbe, das an Mosaiken aus Ravenna erinnert?

Wenn ich dem Kirchbauverein etwas vorschlagen darf, dann würde ich es sehr begrüßen, wenn dieses Gewölbe und das Fenster mit Beleuchtung sichtbar gemacht wird.

Manfred Joosten, mein ehemaliger Kollege, hat das Altarkreuz in den Mittelpunkt seiner Aufnahme gestellt. Der fast mystische Hintergrund, der so verschwommen ist, macht die Schönheit dieses Altarkreuzes sichtbar.

Sein Foto von einer weiteren Orgel in der Kirche lenkt den Fokus weniger auf die Pfeifen, als vielmehr auf das kostbare Renaissance-Schnitzwerk dieser Orgel.

Auch er konnte sich der Faszination des Marienleuchters nicht entziehen und zeigt uns die Gottesmutter ganzfigurig mit dem dahinter liegenden Annenaltar, der so nah zu sein scheint.

Eine Collage zeigt uns Mechthild Kranig, viele kleine Details aus dem Chorgestühl und den übrig geblieben Teilen aus der ehemaligen Kanzel, dominiert vom Adlerkopf des Lesepultes, das hier im Chorumgang steht.

Auch die nächsten beiden Fotos sind von Mechthild Kranig, die untergehende Sonne neben der Propsteikirche vor einem weiten blauen Himmel – das erinnert an niederländische Malerei, die uns auch oft den weiten Himmel zeigt.

Schön auch ihre Collage der Figuren auf den Dächern der Kirche dominiert vom Kreuz des Dachreiters mit Hahn.

Ralf Helling hat die ganze Breite der Kirche in den Blick genommen – im ersten Augenblick scheint uns die Kirche fremd, aber die Führung des Blicks vom Mittelgang auf den Marienleuchter und dann in dieses schöne Gewölbe hat mich beeindruckt.

Ich habe mir alle Fotos zur Vorbereitung ausgedruckt und dieses Foto von Rainer Lange in Hochformat – Sie sehen es hier im Querformat. Ein ganz anderer Eindruck eines Details einer meiner Lieblingsskulpturen in dieser Kirche – der Wundmale tragende Engel unter dem Hl. Christophorus.

Das Gefallenendenkmal in der Taufkapelle gehört nicht zu meinen Favoriten unter den Ausstattungsstücken der Kirche. Aber die Konzentration auf die Hauptaussage des Kunstwerkes, die Beweinung des toten Christus, ist eindrucksvoll gelungen.

Helmut Jansen hat eine Collage aus dem rechten Seitenaltar zusammengestellt, den Dämon habe ich bisher nicht entdeckt. Es zeigt, wie viele Details in diesen so großartig geschnitzten Altären steckt.

Michael Schäfer hat sich das Chorgestühl ausgesucht. Sehen Sie sich an, wie er mit Schärfe und Unschärfe dabei spielt.

Rainer Lange hat sich das große Glasfenster in der Michaelskapelle ausgesucht. Hier sind jetzt alles Details dieses sehr eindrucksvollen Fensters zu entdecken in einer Perspektive, wie Sie sie, wenn Sie direkt vor dem Fenster stehen, nicht haben können.

Ralf Helling hat sich ins rechte Seitenschiff gestellt und zeigt uns drei Joche des Kirchenschiffs mit dem Zentrum des Marienleuchters. Die architektonische Schönheit der Kirche und die Vielfalt der hier versammelten Figuren, Altäre, Gemälde wird auf eine sehr besondere Weise sichtbar.

Dieses Foto fällt aus dem Rahmen. Lutz Heesen hat für mich das Karfreitagsbild fotografiert. In Schwarzweiß, in diesem harten Spiel von Licht und Schatten kommt die ganze Dramatik dieses Tages zum Ausdruck.

Dieses so harmonische Foto, das den Marienleuchter mit dem Altarraum zusammenbindet, hat Ralf Helling gemacht. Dieses so überaus symmetrische Bild mit dem gotischen Himmelsgewölbe macht mir wieder einmal bewusst, warum ich mich in dieser Kirche so aufgehoben fühle.

Meine Damen und Herren, ich habe Ihnen meine Eindrücke der insgesamt 30 Fotos geschildert. Vielleicht kommen wir ins Gespräch darüber, ob Sie es anders sehen. Sprechen Sie auch mit den Fotografen und fragen Sie sie nach der Intention ihrer Fotografien.

Ich wünsche Ihnen allen viel Spaß beim eigenen Entdecken und Betrachten der Fotos – und beim aktiven Training Ihres kritisch „denkenden Auges“.

Das religiöse Zentrum von Kempen ins Bild setzen

Georg Kaiser als Vorsitzender des Kirchbauvereins und Fotokünstler Josef Lamozik möchten mit den Fotos aus dem Workshop wichtige Spendengelder akquirieren.

 

 

Von:
 
 
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 33/2021 | Ann-Katrin Roscheck

 

Im Jahr 1950 in Kempen geboren, wuchs Georg Kaiser im Schatten der Propsteikirche St. Mariä Geburt auf. Schon seine Großeltern gaben an Kaisers Eltern die starke Verbundenheit zur Kirche weiter, und diese wiederum zeigten Georg und seinen Geschwistern, wie wertvoll St. Mariä Geburt für Kempen und das religiöse Leben ist. 

Nicht nur er verbrachte schlussendlich seine Kindheit und Jugend als Kommunionkind, Firmling und Messdiener in der gotischen Hallenkirche, sondern auch seine Kinder wurden hier getauft und erlebten hier ihre katholische Orientierung. Die Erinnerungen aus vier Generationen der Familie Kaiser stehen stellvertretend für so viele Familiengeschichten in Kempen. Denn befindet sich die Propsteikirche inmitten des Ortskerns, ist sie gleichzeitig mit all ihren kostbaren Kunstwerken und Altären als Gotteshaus so etwas wie das religiöse Zentrum der Stadt. „Eben der Ort, wo der Herr im Sakrament gegenwärtig ist“, erklärt Kaiser. Als Vorsitzender des Kirchbauvereins Kempen sammelt er seit Jahren Gelder für die Förderung der baulichen und strukturellen Maßnahmen zur Erhaltung und Unterhaltung der außergewöhnlichen Kirche. Mit einem Fotoworkshop im September möchte der Verein nun erneut auf sein Engagement aufmerksam machen.

 

„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Kempener häufig einen Anlass brauchen, um noch einmal über die Bedeutung ihrer Kirche für sich und die Stadt nachzudenken“, schildert der 70-Jährige. „Macht man ihnen ein Angebot, nehmen sie dieses dankbar an und investieren sogar in die Kirche.“ Seit 2019 wird das Gotteshaus aufwendig saniert 

Teile der Fassade sind bereits saniert. Der Kirchbaumverein unterstützt die Pfarre mit 200 000 Euro.

Sind im ersten Bauabschnitt Turm und Westfassade bearbeitet worden, wurde letztes Jahr die Sanierung der Nordfassade abgeschlossen. Aktuell befindet sich der Bereich um die Sakristei vom Baugerüst ummantelt. 

„Insgesamt liegen die Kosten für die Baumaßnahmen bei rund vier Millionen Euro“, erklärt der Vorsitzende weiter. „Das Bistum trägt einen großen Teil, aber auch die Pfarrei beteiligt sich. Dabei möchten wir helfen.“

Und das schafft der Kirchbauverein bisher erfolgreich. Rund 20 0000 Euro wird der gemeinnützige Zusammenschluss beisteuern. Hatte der Verein im letzten Jahr zum Beispiel Geld durch den Verkauf von Kalendern und außergewöhnlichen Fotobüchern oder auch durch die Vergabe von Fassadenpatenschaften eingespielt, soll der anstehende Fotoworkshop mit einer Vernissage verknüpft werden, auf der durch den Verkauf der entstandenen Bilder Spenden für das Bauvorhaben gesammelt werden. Begleitet wird der Workshop durch den Fotokünstler Josef Lamozik. „In erster Linie möchten wir, dass sich die Teilnehmer selbst frei mit ihrer Kamera in der Kirche bewegen“, erklärt er. „Gerne geben wir aber auch Hilfestellung bei Motiven und Perspektiven.“ Lamozik selbst fotografiert seit vielen Jahren in der Kirche – kein Wunder, denn die Motive scheinen schier unendlich. Seit um das Jahr 1200 der Grundstein für die damals kleine dreischiffige romanische Kirche gelegt wurde, wurde diese mit den Jahrhunderten immer weiter vergrößert und ausgebaut. Von Jahr zu Jahr und von Priester zu Priester zogen zudem neue Kunstschätze ein. Heute weiß der Besucher nicht, wo er seine Augen lassen soll, so vielfältig und zahlreich sind die Kunstwerke.

„Mein persönliches Highlight ist der Marienleuchter“, schildert der Fotokünstler. „Für mich unterstreicht er eindrucksvoll die marianische Ausrichtung der Kirche und gleichzeitig vermittelt er durch seine acht statt sieben Arme so etwas wie Vollendung.“ Im Jahr 1508 wurde der besondere Leuchter mit den schmiedeeisernen Teilen durch den Straelener Schmied Peter van Straelen geschaffen. Die figürlichen Teile stammen vom Kölner Meister Johann Spee. Gestiftet wurde er – so sagt es das Rechnungsbuch – von der Annenbruderschaft.

Auch Kaiser ist bekennender Fan der doppelseitigen Madonna. Unter anderem stellt auch aufgrund der Schutzpatronin das Kempener Fenster eines seiner Lieblingswerke dar. Generell ist die Fenstergestaltung der Kirche außergewöhnlich.

Allein zehn neugotische Fenster an der Nord- und Südseite aus den Jahren 1893 bis 1919 zeigen die fünf Geheimnisse des freudenreichen sowie des glorreichen Rosenkranzes. Weitere Fenster erzählen Geschichten aus den Testamenten. Kaisers favorisierte Fenster in der Kapelle neben dem Turm wurde vom Kempener Künstler Heinrich Diekmann um 1935 geschaffen. Maria breitet ihren Schutzmantel über die Stadt Kempen mit der Propsteikirche im Zentrum aus. Kaiser übersetzt die Worte, die hier in Latein stehen: „Maria, Königin des Himmels, sei Schutzpatronin der Stadt Kempen.“ Für ihn, so führt der Vorsitzende des Kempener Kirchbauvereins aus, sei das auch eine der Kernmotivationen der ehrenamtlich Engagierten, denn auch sie sind so etwas wie Schutzpatrone. „Uns alle vereint“, so schließt er, „dass wir den Wert von St. Mariä Geburt in der Kunsthistorik, der kulturellen Bildung, aber vor allem in der religiösen Bedeutsamkeit erkennen und bewahren wollen.“

Der Fotoworkshop des Kirchbauvereins Kempen findet am 10. und 11. September in der Propsteikirche statt. Die Teilnehmer stimmen zu, dass sie im Falle einer Prämierung ihres Fotos die Rechte am Bild abtreten, sodass der Verein dieses für den guten Zweck verkaufen kann. Anmeldungen per E-Mail an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Weitere Informationen rund um den Verein finden Sie auf dieser Website!

Foto-Workshop rückt St. Marien in den Fokus

 

„Die Propsteikirche St. Marien bietet einen Schatz an Motiven“, sagt Georg Kaiser. Der Vorsitzende des Kirchbau-Vereins Kempen, der den Erhalt des Gotteshauses im Herzen der Altstadt nach Kräften finanziell unterstützt, weiß das nur zu gut. Denn vor zweieinhalb Jahren hatte der Kirchbau-Verein Fotobücher herausgebracht, die St. Marien besonders in den Fokus nahmen und dem Verein viel Aufmerksamkeit bescherten. Dafür hatte der Kempener Fotokünstlers Josef Lamozik die Aufnahmen geliefert. Nun hat sich der Kirchbau-Vereinsvorstand eine neue Aktion überlegt, die die vielen schönen Motive der Kirche wieder zur Geltung bringen sollen – nämlich ein Foto-Workshop.

Josef Lamozik ist als ehrenamtlicher Kirchenführer mit der Kirche bestens vertraut. Gleichzeitig ist er schon seit Jahren als Fotograf aktiv, tauscht sich über einen Verband mit anderen Fotografen aus und hat auch als Mitglied der Archivgruppe „Beldsches-Kieker“ der Stadt Kempen schon einige Ausstellungen, Fotobücher und Kalender mit alten und aktuellen Bildern beschert. „Leute, die fotografieren, sehen die Welt etwas anders“, weiß er.

Und Fotografen mögen den Austausch. Dazu bietet der Foto-Workshop zugunsten des Kirchbau- Vereins eine gute Gelegenheit. Die Hobbyfotografen können in der Kirche am 10. und 11. September jeweils für einige Stunden vormittags und nachmittags auf Motivsuche gehen. Das Wochenende ist für das Gotteshaus ein besonderes, wird doch am 12. September das Patronatsfest mit einer Messe in St. Mariae Geburt, wie die Kirche vollständig heißt, gefeiert.

Beim Workshop ist Josef Lamozik vor Ort und gibt hilfreiche Tipps. Außerdem können sich die Fotografen untereinander austauschen. Im Prinzip sei jede Fotoausrüstung erlaubt. Im Innenraum der Kirche mit seinen schwierigen Lichtverhältnissen sei eine gute Kamera aber schon zu empfehlen, so Josef Lamozik. Aber auch Außenaufnahmen sind erlaubt.

Aus den eingegangenen Anmeldungen werden zwölf Workshop-Teilnehmer per Los ausgewählt. Der Workshop ist kostenlos, allerdings stellen die Teilnehmer dem Kirchbau-Verein eine Auswahl ihrer Fotos für die Nutzung zur Verfügung. „Nach dem Workshop-Ende kann jeder Teilnehmer bis zu fünf Bilder in DinA4-Format zur Auswahl einreichen“, erklärt Georg Kaiser. Aus den eingereichten Bildern wählt eine Jury dann die besten 36 Bilder aus. Daraus soll eine Ausstellung entstehen. Auch Kalender und Bücher sind möglich, deren Verkaufserlös dann der aktuell noch laufenden Sanierung der Propsteikirche zugutekommen soll.

Interessierte Hobbyfotografen aus Kempen und Umgebung können sich bis zum 13. August für den Workshop anmelden. Einfach per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

 

Ulrike Gerards

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