St. Marien: Fassadensanierung ist schwierig
Foto: Norbert Prümen
Derzeit wird die Nordfassade der Kempener Propsteikirche saniert. Der Aufwand ist höher als erwartet.    
Im zweiten Bauabschnitt der Sanierung der Kempener Propsteikirche machen den Handwerkern besonders die Fugen zu schaffen.
VON ULRIKE GERARDS

KEMPEN | Die Planer der Sanierung der Propsteikirche St. Mariae Geburt haben diese Erfahrung schon im ersten Bauabschnitt an Turm und Westseite gemacht: Die Wahrheit liegt hinter der Fassade. Seit März läuft der zweite Bauabschnitt, bei dem an der Nordseite – zum Thomas-Denkmal hin – der alte Putz, die sogenannte Schlämme, entfernt, der darunterliegende Tuffstein freigelegt und eine neue Schlämme aufgetragen wird. Am Ende folgt der Anstrich.

Schon an Westseite und Turm hatten sich hinter dieser Dichtungsschicht unvorhersehbare Herausforderungen verborgen. An der Nordfassade sind nun ebenfalls unerwartete Aufgaben zutage getreten. „Im oberen Bereich haben wir sogenannte Messerfugen vorgefunden“, erklärt Architekt Thomas Blohm-Schröder vom Büro Dewey + Blohm-Schröder Architekten aus Viersen. Diese seien so schmal, dass der Fugenmörtel nicht richtig untergebracht werden kann und die Fugen daher zuerst verbreitert werden müssen. In anderen Bereichen sorgen extrem dünne Verblendsteine für Probleme. Stellenweise war zudem der Fugenmörtel so hart und mit dem Stein verbunden, dass man beim Herausstemmen den Tuffstein zu sehr beschädigt hätte.

Außerdem stießen die Handwerker auf sehr unterschiedliche Steinfestigkeiten. Einige Steine stammen noch aus der Zeit um 1770, andere wurden bei der Sanierung Anfang der 1980er-Jahre ausgetauscht. Wie schon an Westfassade und Turm werden brüchige Steine zur Festigung und Konservierung mit sogenanntem Kieselsäureester behandelt. Damit muss aber nun aufgrund der sehr unterschiedlichen Steinbeschaffenheiten auch sehr unterschiedlich gearbeitet werden, um am Ende ein möglichst homogenes Gesamterscheinungsbild zu haben. Diese und weitere Gegebenheiten haben die Arbeiten auch an der Nordfassade im Vergleich zu den vorherigen Planungen erschwert.

Mit steigendem Aufwand und steigenden Kosten rückt die Sanierung des Chorraums weiter in die Ferne. Ursprünglich sollte dieser Bereich zum zweiten Bauabschnitt gehören, das wurde aber bereits mit Blick auf die Mehrkosten im ersten Bauabschnitt unwahrscheinlicher. Zwar hatte man gehofft, bei einem guten Verlauf an der Nordseite doch noch die Fläche an der Ostseite erneuern zu können, aber daraus wird nun nichts. Auch Ost- und Südseite müssen nach Ansicht des Architekten Thomas Blohm-Schröder in nächster Zeit saniert werden. Wann genau das passieren kann, ist noch offen. Die Arbeiten müssen mit dem Bistum Aachen abgestimmt werden. Denn das Bistum trägt einen Großteil der Kosten.

Für Turm und Westfassade waren Bruttokosten in Höhe von 1,15 Millionen Euro angefallen, für den verkleinerten Umfang der Nordfassade ohne Chor sind es 925.000 Euro. 70 Prozent der Gesamtkosten trägt das Bistum, 30 Prozent entfallen auf die Kirchengemeinde.

 

Trotz Corona konnten die Arbeiten recht zügig weitergehen. Zwar habe die beauftragte Firma Nüthen Restaurierungen aus Erfurt aus Infektionsschutzgründen zeitweise nur mit halber Mannschaft gearbeitet. Dennoch sei man relativ schnell vorangekommen und liege nur leicht hinter dem Zeitplan, so Thomas Blohm-Schröder. Das sonnige Wetter spielte den Handwerkern besonders beim Aufbringen des Kieselsäureesters in die Karten. „Wir würden gerne zum 1. November fertig werden und bei dem guten Wetter der vergangenen Wochen ist das auch zurzeit noch realistisch“, sagt der Architekt.

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