Die Propsteikirche hat drei Orgeln. Schon Ende des 15. Jh. soll es eine Orgel über der Michaelskapelle gegeben haben, später gab es dann noch ein kleines Instrument in der Annenkapelle im nördlichen Turmraum.
Diese hier gezeigte Renaissance-Orgel wurde 1541 mit 19 Registern eingebaut. Bei der Großrenovierung im 19. Jh. entfernte man die Orgel, die Elemente gingen dabei leider verloren. Lediglich der Prospekt und die Frontbilder blieben erhalten. Der Prospekt ist heute über der Michaelskapelle zu sehen.
Im Einzelnen sieht man das Brustbild eines Mannes mit militärischem Gewand; in der Mittelkonsole drei Pferdköpfe mit Brüsten, eine Frau mit Spitzenhäubchen, eine mit Blütenhaube, einen bärtiger Mann mit Helm und einen mit Kohlblättern. Möglicherweise sind es Portraits von Fürsten, die sich besonders um die Kirchenreform bemüht haben. So findet sich ein Portrait des Habsburgers Karl V. mit dem typisch offenen Mund.
Hier zu sehen ist die Sonreck-Orgel aus dem Jahr 1875. Die Orgel, deren Prospekt über der Sakristei steht, umfasst 50 Register, ist allerdings nicht mehr spielbar.
Die Hauptorgel vor dem Turmbereich im Westen, die Albiez-Orgel, befindet sich seit dem 22. September 1979 vor dem Turmraum im Westen und umfasst 44 Register, durch die sie besonders auf französische Orgelmusik ausgerichtet ist. Immer wieder reizt diese große Orgel bekannte Organisten aus dem In- und Ausland, Konzerte zu geben.
Thomas wurde um 1380 in Kempen als Thomas Hemerken geboren und
starb am 25. Juli 1471 im Kloster Agnetenberg. Er ist als der Autor der
„Nachfolge Christi bekannt, dem Werk, das weltweit bis heute geschätzt
wird.
Dieses Thomasbild hat ein Kempener Maler, Helmut Langfeld, gemalt.
Er erstellte es für einen Wettbewerb „Kempener-Künstler-Christliche
Kunst“. Im Jahr 2000 schenkte er dieses Bild der Propsteikirche, wo es
im nördlichen Turmraum Platz fand.
Thomas von Kempen steht im Mittelpunkt. Er sitzt in einer weißen Kutte
eines Augustiner-Chorherrn an einem Schreibpult und seine Füße ruhen
auf einem Fußhocker. Das dürfte wohl die Grundstellung schreibender
Mönche in den Skriptorien der Klöster gewesen sein. Sie fertigten dort
kostbare Abschriften der Heiligen Schrift an, die heute noch
Bewunderung auslösen. Auf dem Pult steht ein Tintenfass mit weiteren
Federn, damit der Schreiber nach Abnutzung der Schreibfeder weitere
zur Verfügung hat. Auf dem Pult liegen eine Schriftrolle und ein Buch,
das wohl auf heilige Schriften verweist, die er für sein Werk nutzte und
meditierte.
Mit dem Bild wollte der Künstler hier mehr ausdrücken. Ein kreuzarmiger
Baum bestimmt die Szene mit großen Wurzeln, die sogar über den
Schoß des Schreibers hin hochwachsen. Er weist mit dem eindeutig
erkennbaren Kreuz auf den „Lebensbaum“ Christus hin. Der wird
gespeist aus einem Mund, wohl ein Hinweis auf Jesse, den Vater
Davids, aus dessen Stamm der Messias hervorgegangen ist. Eine
andere Quelle speist sich aus einem Krug, der auf das Wort Jesu zur
Frau am Jakobbrunnen hinweist: „Wer von dem Wasser trinkt, das ich
ihm geben, wird niemals mehr Durst haben“ (Joh 4, 13b). Vier weiße
Blüten und vier orange Früchte am Lebensbaum weisen auf die vier
Kapitel der „Nachfolge Christi“ hin. Sie ist bis heute für viele eine Quelle
persönlicher Meditation.
Die Kirche links dürfte St. Mariae Geburt in Kempen, seine Heimatkirche
darstellen. Sie ist nach dem Vorbild des ältesten Stadtsiegels
gezeichnet. Rechst dürfte an die Klosterkirche in Agnetenberg gedacht
sein, im dem Thomas 72 Jahre lebte. Der Mönch vor dem Kloster soll
wohl auf seinen Bruder hinweisen, der dort Prior war.
Wolfgang Acht
„Pfingstfenster“
(erstes Fenster im rechten Chorumgang)
Das hier gezeigte Fenster ist eines der sieben Fenster im Chorumgang der Kirche. Diese Fenster wurden auf Anregung des Stadtbaumeisters Karl Koch von 1958 als Ersatz für die alte und inzwischen brüchige Grisailleverglasung vom Ulmer Künstler Wilhelm Geyer entworfen und von der Firma Wilhelm Derix im Herbst 1967 ausgeführt. Sie thematisieren den Weg der Nachfolge Christi durch die heiligen Zeugen der Kirchengeschichte.
Dieses siebte und letzte Fenster der Themenreihe, wird zu Recht das „Geist- oder Pfingstfenster“ genannt. Im oberen Maßwerk sieht man eine Taube, die auf den Geist Gottes verweist. Die 24 Gestalten darunter symbolisieren die heilige Gemeinde, also die Jünger Christi aller Zeiten. Übliche Attribute wie bei den Heiligen sind nicht nötig, bringt doch jede/r sein Charisma als Attribut ein. Deshalb sieht man über den Köpfen helle, blaue Kopfbedeckungen, erinnernd an das Wort des Epheserbriefes: „Vor allem greift zum Schild des Glaubens! Mit ihm könnt ihr alle feurigen Geschosse des Bösen auslöschen. Nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes“ (Eph 6, 16 – 17).
Wolfgang Acht