Sanierung der Fassaden könnte stocken

Malerin Martina Wietfeld arbeitet nicht das erste Mal an der Propsteikirche. Bereits vor 30 Jahren war sie bei der letzten Fassadensanierung dabei. Foto: Norbert Prümen

Malerin Martina Wietfeld arbeitet nicht das erste Mal an der Propsteikirche. Bereits vor 30 Jahren war sie bei der letzten Fassadensanierung dabei.

Foto: Norbert Prümen

 

 

Ulrike Gerards

Kempen: Die Arbeiten an der Nordfassade der Kempener Propsteikirche sind fast abgeschlossen. Wie es für die Sakristei, den Rest des Chores an der Ostseite und die Südseite weitergeht, ist noch unklar. Bislang fehlen dafür die Mittel.

Die Nordfassade der Kempener Propsteikirche kommt bald wieder Stück für Stück zum Vorschein. Ab Montag werden bereits die ersten Ebenen des Gerüsts abgebaut. Noch sind die Maler allerdings fleißig bei der Arbeit. Martina Wietfeld von der Firma Restaurierungen Berchem aus Essen ist mit vor Ort und gibt dem Gotteshaus zurzeit seine markante Farbe.

Sie hat Erfahrung mit der Propsteikirche, war sie doch bei der letzten Sanierung in den 1990er-Jahren schon mit dabei. Wer so lange im Geschäft ist, sieht auch Kirchen zweimal. Aktuell geht es gut voran. Die Handwerker hoffen aber weiterhin auf milde Temperaturen. „Trocken und über acht Grad muss es sein, sonst können wir nicht arbeiten“, erklärt Martina Wietfeld. Wenn die letzte Schicht der Farbe aufgetragen ist, erhalten die Fugen noch einen weißen Strich. Joachim Minten, der für die Pfarrgemeinde die Sanierungsarbeiten koordiniert, ist vom handwerklichen Können angetan.

Die Arbeiten seien in den vergangenen Monaten gut vorangegangen, berichtet Minten. Zunächst waren im März noch die letzten Restarbeiten an Turm und Westseite, dem ersten Bauabschnitt, erledigt worden. Im gleichen Monat hatten auch die Arbeiten am zweiten Bauabschnitt an der Nordseite begonnen. Wie im ersten Bauabschnitt wurde der alte Putz, die sogenannte Schlämme, entfernt, der darunterliegende Tuffstein freigelegt und eine neue Schlämme aufgetragen.

Im Zuge der letzten Sanierung zwischen 1981 und 1993 wurde die Tuffsteinverblendung neu am Mauerwerk verankert, Hohlräume wurden aufgefüllt. Um die Bohrlöcher zu verdecken und um die Tuffsteine zu schützen, wurde die ganze Kirche mit einer neuen Schicht versehen. Diese Schicht hatte mittlerweile Risse bekommen, dichtete nicht mehr und musste daher erneuert werden. Der Turm und die Nordseite als „Wetterseite“, die zum Kirchplatz hin gelegen Wind und Regen besonders ausgesetzt ist, waren in einem schlechten Zustand. Nach dem Abtragen der Dichtungsschicht zeigten sich erst die vielen Schäden an den Steinen selbst in aller Deutlichkeit.

Corona und die damit einhergehenden Infektionsschutzmaßnahmen – die Handwerker arbeiteten zeitweise nur mit halber Mannschaft – hatten den Zeitplan nicht nachhaltig beeinflusst. Auch die große Hitze im Sommer brachte ihn nur leicht ins Stocken. „Bei den hohen Temperaturen ließen sich die Materialien nicht verarbeiten“, sagt Joachim Minten. Doch mit höherem Personaleinsatz holte man den Rückstand wieder auf.

Immer noch ist es eine Frage des Wetters, wann die Arbeiten beendet werden können. Die Planer sind aber zuversichtlich, dass die Malerarbeiten im November abgeschlossen werden und die Kirche im Advent gerüstfrei ist. Der stückweise Abbau des Gerüstes erfolgt bereits, weil sich Tauben sonst daraufsetzen und für Verschmutzungen an der neuen Fassade sorgen würden.

Weil die Planer nach den Erfahrungen mit der Westseite schon mit höheren Kosten gerechnet hatten, wurde die Restaurierung begrenzt. Die Fassade an der Sakristei hat man zunächst ausgespart, um im Kostenrahmen zu bleiben. Nun gibt es aber positive Signale vom Bistum Aachen, dass auch die Fassadensanierung am Chorraum bis zum Turmaufgang mit Zugang zur Sakristei bezuschusst werden könnte.

Die Pfarrgemeinde hofft auf grünes Licht aus Aachen im Januar, um im März gleich weitermachen zu können. Ohne die finanzielle Unterstützung des Bistums könnte die Pfarrgemeinde die Sanierung nicht bezahlen. Das Bistum trägt 70 Prozent der Gesamtkosten. Im Hinblick darauf, dass zurzeit viele Kirchen im Bistum sanierungsbedürftig seien und die Kosten dafür teils erheblich sind, sei man auf Spenden angewiesen, sagt Joachim Minten, der auch in seiner Funktion als Vorsitzender des Kirchbau-Vereins aktiv um Spenden für die Propsteikirche wirbt. Auch die 30 Prozent sind für die Pfarrgemeinde eine Herausforderung.

Für die Nordfassade werden nun insgesamt Kosten von knapp einer Million Euro anfallen. Die Fassade an der Sakristei wird noch einmal 480.000 Euro kosten. Der Rest des Chores an der Ostseite und die Südseite sollen dann in zwei weiteren Bauabschnitten folgen. „Schön wäre es, wenn das zeitnah umgesetzt werden könnte“, sagt Joachim Minten. Doch wahrscheinlicher ist, dass erst einmal eine Pause eingelegt werden muss, weil keine Mittel zur Verfügung stehen.

 

Rheinische Post vom 15.10.2020

 

 

 

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