Kunstwerk des Monats

Zelebrationsstuhl

Das große aus Eichenholz geschnitzte Werk (Ende des 15. Jh/ Breite  2,30 cm, Höhe  3,90 cm), ist erstaunlich detailreich ausgeführt. Es wurde von Johannes Gruter im Jahr 1486 geschnitzt, der auch die Chorgestühle der Kirche fertigte.

Es wurde in Auftrag gegeben, um den Wunsch des Kölner Erzbischofs Hermann IV. von Hessen zu entsprechen, bei seinen Besuchen in Kempen einen angemessenen bischöflichen „Zelebrationsstuhl“ vorzufinden. In der Mitte war sein Platz als Hauptzelebrant, rechts und links der Platz des Diakons und Subdiakons (Kleriker niedrigerer Weihestufen), die früher bei Messen neben dem Zelebranten als Assistenten mitwirkten.

Im Baldachinbereich sind fünf qualitativ hochwertige aus Holz geschnitzte männliche Gestalten mit Musikinstrumenten zu sehen, einer wohl König David mit der Harfe. Sie wollen als Musiker gleichsam auf den Lobgesang im Gottesdienst verweisen. Im Sitzbereich sieht man als Wangenfigur links Christus als Salvator (Retter) mit dem Buch des Lebens. Er ist der, der die Mitte des Glaubens darstellt. Rechts steht Petrus ebenfalls mit Buch (Heilige Schrift) und Schlüsseln (sein Attribut). Diesem galt stellvertretend für die Apostel doch Jesu Wort: „Dir werde ich die Schlüssel des Himmelreiches geben“ (Mt 16, 19). Diese etwas einfacher gestalteten Figuren dürften von einem anderen Schnitzer geschaffen und später hinzugefügt worden sein.

Auf der Rückwand des Zelebrationsstuhls (nur vom Chorumgang aus zu sehen), erkennt man rechts das Wappen des Kölner Erzbischofs Hermann IV. von Hessen (geb. 1449, der „Friedsame“ genannt) mit dem hessischen Löwen, in der Mitte das Kreuz mit den „Leidenswerkzeugen Christi“ und links das Stadtwappen von Kempen. Es ist die früheste Darstellung des Wappens.

 

Die Kempener stifteten ihrem Landesherrn 1486 dieses Schnitzwerk. Dieser spendete daraufhin ein Glasfenster mit der hl. Ursula oberhalb der Sakristei, das nicht mehr vorhanden ist.

 

Das kleine Kempenfenster über dem nördlichen Seitenportal

Dieses ursprünglich als ovales Fenster über der Sakristei der ehemaligen Konvikt -  Kapelle des Thomaeum angelegte Fenster konnte nach dem zweiten Weltkrieg in der Kirche in eine rechteckige Bleiverglasung über dem Nordeingang von St. Mariae Geburt eingefügt werden.

Das im Glasbild von Kempen hervorgehobene Burgmotiv weist auf das Thomaeum in der kurkölnischen Burg von 1863 bis 1925 hin. Die auswärtigen Schüler des Gymnasiums wohnten im sogenannten Konvikt, das neben der Kapelle auf dem Donkring-Grundstück stand, wo heute die neue Post ihr Domizil hat.

Das Fenster hat hier in der Propsteikirche einen geeigneten Platz gefunden. Es weist nicht nur den Weg in die Stadt hin, sondern die Stadt wird an diesem Portal zugleich von den eintretenden Gläubigen in die Kirche geholt.

 

Bilder in der Taufkapelle (südlicher Turmraum)

Die Bilder wurden um 1520 in der Werkstatt des Adrian van Overbeck in Antwerpen erstellt (Öl auf Holz). Es ist nicht mehr auszumachen, aus welchem früheren Altar der Kirche diese Bilder in der Taufkapelle stammen.

 

1.       Johannes der Evangelist:

 

Die Insel, auf der Evangelist Johannes kniet und schreibt, ist ein winziges Eiland im von Schiffen befahrenen Meer. Johannes schreibt die Visionen auf, die er auf dieser Insel empfing und fügt sie in die sogenannte „Geheime Offenbarung“ ein, die man ihm zuschreibt. Vor Johannes hält ein junger Adler (Attribut des Evangelisten) ein Schriftband in seinem Schnabel. Über dem Meer ist die visionäre „große Frau“ der Apokalypse (Kap. 12) in einer Mandorla zu sehen. Sie trägt das messianische Kind. Ihr gegenüber tritt der siebenköpfige Drache auf, der im Kampf gegen diese „große Frau“, das Bild für die Kirche, verliert.

2.       Zwei Bilder Johannes des Täufers:

Auf dem ersten Bild steht Johannes der Täufer als Prediger in einer weiten Landschaft mit einer Baumgruppe. Er stützt sich auf einen Baumstumpf und spricht vor einer Gruppe von Frauen mit ihren Kindern und Männern. „Bereitet dem Herrn die Wege“, so war seine Botschaft, die auch heute noch gilt.

Das zweite Bild zeigt die Enthauptung des Täufers, die auf Wunsch der Salome, der Tochter des Herodes, vorgenommen wurde. Salome soll so gut getanzt haben, dass ihr Vater Herodes ihr jeden Wunsch erfüllen wollte. Die Mutter verleitete sie dazu, das Haupt des Johannes zu fordern, hatte er doch gegen ihre Hochzeit mit Herodes öffentlich Kritik geübt. Der König hielt sich an sein Versprechen und gab die Enthauptung frei. Deshalb steht im Zentrum die gut gekleidete Salome mit dem Henker, der ihr auf einer Schale den Kopf des Täufers präsentiert. Im Hintergrund ist die Festtafel zu sehen, von der das Geschehen ausging.

 

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