Hausaltar

Dieses kleine Kunstwerk ist um 1460 – 1480 entstanden. Das Schreingehäuse ist aus dem 19. Jahrhundert.

Der Flügelaltar wird sowohl dem Meister der Tiburtinischen Sibylle zugeschrieben als auch dem Meister von Aventin oder der Mechelner Schule. Der zweiflügelige Hausaltar in Form eines spätgotischen Retabel ist kunsthistorisch noch wenig erforscht.

Die Malereien auf Eichenholz zeigen im Mittelteil eine Anna „Selbdritt“ in einer seltenen Zuordnung der Personen. Das Jesuskind steht erhöht auf einem Kissen der Sitzbank zwischen Maria und Anna.

Auf dem linken Innenflügel ist die Geburt Jesu, auf dem rechten die Beschneidung dargestellt. In beiden Darstellungen finden sich Landschaftsdetails.

Schließt man beide Flügel, sieht man links den legendären Tempelgangs Mariens vor einer idealisierten Landschaft rechts. Begleitet wird sie von Anna und Joachim sowie zwei Frauen und einem Mann. Maria steigt 15 Stufen zum Tempel hinauf. Sie weisen auf die „Stufenlieder“ bei Aufgang zum Tempel, bzw. auf den „Stufenweg der Vollkommenheit“ hin (früher als „Gradualpsalmen“ noch im Chorgebet üblich). Maria wird von einem Priester im Bischofsornat empfangen. Das bischöfliche Ornat will wohl den Hohenpriester kennzeichnen, der selbst die Weihe des Mädchens im Tempel vornimmt. Maria selbst ist am Fenster mit einem Buch in der Hand zu sehen, ein Hinweis auf ihre Schrifttreue. Unterhalb der Turmtreppe ist der Teufel in Gestalt eines Äffchens an eine Kette gelegt, daneben steht ein Hund. Es wird symbolisch gezeigt, dass durch die Geburt Jesu, des Erlösers, zu der Maria erwählt wird, das Böse endgültig besiegt wird.  

Wolfgang Acht     

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